Papierhistorische Sammlungen
Die Papierhistorischen Sammlungen umfassen eine Vielzahl von Papieren aus vorindustrieller Zeit, aus fabrikmäßiger Produktion und aus künstlerischer Fertigung. 1901 erwarb das Deutsche Buch- und Schriftmuseum die erste Auswahl von Buntpapieren von Karl Theodor Weiß und legte damit den Grundstein für diesen besonderen Bestand. Die Objekte – unverarbeitete oder veredelte Papiere, an denen bisweilen Gebrauchsspuren zu erkennen sind, stammen vor allem aus Europa, aber auch aus Asien und Amerika. Alle Sammlungsgebiete werden kontinuierlich ergänzt und ausgebaut.
Wasserzeichensammlung
Foto: DNB, Frieder Schmidt
Unsere Wasserzeichensammlung ist mit mehr als 400.000 Exemplaren die weltweit größte Sammlung dieser Art. 1897 begann Karl Theodor Weiß (1872–1945) damit, nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten Wasserzeichen zusammenzutragen. 1957 bot sein Sohn Wisso Weiß (1904–1991) diese Sammlungen zum Kauf an. Sie kamen in den Besitz des Deutschen Papiermuseums in Greiz (Thüringen). Seit 1964 sind dessen Bestände Eigentum des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek.
Die Sammlungen enthalten sowohl originale Papiere als auch Reproduktionen von Wasserzeichen (Handpausen oder Kopien). Sie dienen als Grundlage für die Echtheitsprüfung sowie die Herkunfts- und Altersbestimmung von Papieren.
Weitere Informationen
Nachfolgend finden Sie eine Aufzählung weiterer Bestände unserer Wasserzeichensammlung
Papierprobensammlung
Die Papierprobensammlung umfasst moderne handgeschöpfte Papiere und Einzelmuster industriell erzeugter Papiere von über 600 in- und ausländischen Papierfabriken.
Neben grafischen Papieren (Schreib-, Druck- und Zeichenpapiere) enthält die Sammlung auch eine Vielzahl von technischen und sonstigen Spezialpapieren. Die Sortenvielfalt macht deutlich, wie sehr die Entstehung neuer Papiersorten auf sich wandelnde gesellschaftliche Bedürfnisse reagiert.
Foto: DNB, Frieder Schmidt
Die umfangreiche Musterbuchsammlung enthält Muster der Papierhersteller, der Papierveredler, der Papierverarbeiter, des Großhandels und der Zulieferindustrie. Die Musterbücher dienen der Kundeninformation und verdeutlichen beispielsweise Papierqualität, Färbung, Oberflächenstruktur, Flächengewicht und Bedruckbarkeit.
Musterkarten und Musterbücher dokumentieren funktionale, ökologische oder geschmackliche Wandlungen von Papier, Karton und Pappe und dienen als Quelle für die Kultur- und Alltagsgeschichte.
Musterzimmer der Papierfabrik Weißenborn
Foto: DNB, Cornelia Ranft
Im Sommer 1994 übergab die Papierfabrik Weißenborn den kompletten Bestand ihres Musterzimmers dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum. Er umfasst Muster insbesondere aus dem Zeitraum 1950 bis 1990 und ist nach den Kommissionsnummern (Jahr/numerus currens) geordnet in den Originalschränken aufbewahrt. Der Erschließung des Bestandes dienen eine Papiersorten- und eine Kundenkartei.
Buntpapiersammlung
In der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg lag der papiergeschichtliche Sammlungsschwerpunkt des Deutschen Buch- und Schriftmuseums auf dem Gebiet der Buntpapiere. Die damals zeitgenössische Buchgestaltung legte besonderen Wert auf schön gestaltete Einbände (Vorsatzpapiere, Einbandbezugspapiere) und interessierte sich deshalb für historische und zeitgenössische Buntpapiere.
Im Bestand enthalten sind verschiedene Sammlungen, darunter die des Deutschen Papiermuseums und der Fachbibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig.
Die Sammlung Seegers
1901 erwarb das Deutsche Buch- und Schriftmuseum die Privatsammlung des Zahntechnikers Ernst Seegers aus Hannover. Die Sammlung bietet in rund 11.500 Mustern einen umfassenden Überblick über die europäische Buntpapiermacherei vom 17. bis zum 19. Jahrhundert, insbesondere für Deutschland, Frankreich und Italien. Sie enthält die wesentlichen Buntpapiersorten aus der handwerklichen und industriellen Produktion: Brokat-, Bronzefirnis-, Kattun-, Kleister- und Marmorpapiere sowie eine Vielzahl gedruckter und geprägter Fantasiepapiere.
Die Sammlung Bartsch
Der Wiener Hofrat Franz Bartsch überließ 1911 dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum seine Sammlung. Ergänzend zu den bereits in der Sammlung Seegers vertretenen Buntpapieren enthält sie in breitem Umfang Künstlerbuntpapiere aus der Zeit von 1890 bis 1910, lithografische Vorsatzpapiere sowie japanische und chinesische Papiere und Buntpapiere.
Bildergalerie Sammlung Bartsch
Riesaufdrucke und Rieseinschlag
Die Sammlungen des Deutschen Buch- und Schriftmuseums enthalten etwa 150 originale Riesaufdrucke sowie Nachdrucke und Reproduktionen.
Solange Papier von Hand geschöpft wurde, versah man das in Ries (Mengeneinheit für 480 Bogen Schreibpapier bzw. 500 Bogen Druckpapier) abgepackte Erzeugnis mit einem Aufdruck, der über die Sorte und die Herkunft des Papiers Auskunft gab.
Nur selten sind diese Riesaufdrucke erhalten geblieben. Umso interessanter sind die enthaltenen Informationen.
Riesaufdrucke können Zusammenhänge zwischen Produktionsort, Papiermühle, Papiermacher, Sortenbezeichnung, Wasserzeichenmotiv, Lieferzeitpunkt, Empfänger und Preis belegen.
Moderne Rieseinschlagpapiere, in denen heute Hersteller und Großhändler ihre auf Format geschnittenen Papiere ausliefern, stehen in dieser Tradition.
Internationale Bibliographie zur Papiergeschichte (Vorwort, Inhaltsverzeichnis und Einleitung)
Archivalien und Dokumente zur Papiergeschichte
In der Sammlung Archivalien und Dokumenten zur Papiergeschichte sind historische Zeugnisse zusammengefasst, die in Wort und Bild von den gewerblichen, technischen und wirtschaftlichen Zusammenhängen der gesamten Papierwirtschaft Zeugnis ablegen.
Dazu gehören:
- Betriebliche Archivalien
- Papierrezepturen
- Briefköpfe
- Postkarten
- Aktien und sonstige Wertpapiere
- Werbemittel – Technische Zeichnungen
- Registratur des Deutschen Papiermuseums Greiz (1957–1964)
- Unterlagen aus dem Nachlass einschlägiger Forschender zur Papiergeschichte (darunter Karl Theodor Weiß, Wisso Weiß, Dora Doss)
Kontakt: Ramon Voges
Letzte Änderung:
28.10.2021
Kurz-URL:
https://www.dnb.de/dbsmpapiersammlungen