Spector Books: Handapparat.
Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig 2023
Foto: Arthur Zalewski
Kabinettausstellung im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek
21. Juni 2023 bis 28. Januar 2024
Pressemitteilung vom 20. Juni 2023
Der Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig wird in diesem Jahr an den international renommierten Leipziger Verlag Spector Books verliehen. Aus diesem Anlass widmet das Deutsche Buch- und Schriftmuseum dem Preisträger unter dem Titel „Handapparat“ eine Kabinettausstellung. Sie wird vom Verlagsteam rund um die Gründer*innen Anne König, Markus Dreßen und Jan Wenzel kuratiert.
„Wenn man einen Film machen möchte, muss man zwei sein“, heißt es bei Jean-Luc Godard. Für Bücher gilt dasselbe. Spector Books, gegründet 2008, hat in seiner inzwischen mehr als zwanzigjährigen Praxis das Prinzip des Mehr-als-Eins auf allen Ebenen seiner Arbeit erprobt. Bücher zu verlegen bedeutet hier, alle an der Buchproduktion Beteiligten in einen lebendigen Austausch zu bringen und das Wechselspiel zwischen Autor*innen, Künstler*innen, Gestalter*innen sowie der Druckerei und der Buchbinderei zu organisieren.
Die unterschiedlichen Perspektiven und Konflikte, die sich daraus ergeben, sind den Büchern eingeschrieben: ob die grafischen Entscheidungen oder die Materialität des Buchkörpers, die Gliederung der Doppelseite oder die Bild-Text-Konstellationen. In jeder Faser der Spector-Bücher zeigen sich die Formen eines dialogischen Arbeitsprozesses. Ebenso wichtig sind die fortgesetzte Befragung des Mediums und der Dialog mit dem bereits Produzierten. Der Ort hierfür ist die Bibliothek: die Gesellschaft der Bücher. Verlegen stellt für Spector Books eine paradoxe Bewegung in der Zeit dar: Jedes neue Buch entsteht vor dem Hintergrund des bereits Produzierten, ist eine Arbeit am Jetzt und eine Nachricht, die in eine unbekannte Zukunft geschickt wird.
Die Kabinettausstellung ist als Bühne für diesen Austausch konzipiert und zeigt, wie die eigene Produktion in vielfältiger Weise Berührungspunkte zu anderen Büchern und Büchermacher*innen hat und von diesen profitiert. Unter diesen Bezugspunkten finden sich auch Arbeiten voriger Gutenberg-Preisträger*innen wie Lothar Reher (1988), Elisabeth Shaw (1984), Solomon B. Telingater (1963) oder Hans Peter Willberg (1992). Neben diesen Beispielen stehen rund 70 von Spector- Bücher zum Blättern und Lesen in der Ausstellung zur Verfügung.
Flankierend zur Ausstellung sind im Sommer und Herbst zahlreiche Gespräche mit den Verleger*innen von Spector Books und dessen Autor*innen geplant. Den Auftakt bildet ein Gespräch von Anne König und Jan Wenzel (Spector Books) mit Autor und Filmemacher Alexander Kluge am 21. Juni 2023, 19 Uhr unter dem Thema „Unerfülltes Programm“.
Spector Books: Handapparat
Kabinettausstellung im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek
21. Juni 2023 bis 28. Januar 2024
Dienstag bis Sonntag 10–18 Uhr, Donnerstag 10–20 Uhr,
Feiertage (außer montags) 10–18 Uhr.
Der Eintritt ist frei.
Informationen: www.dnb.de/gutenbergpreis2023
Begleitveranstaltung
DBSM:Meet #7 "Unerfülltes Programm". Alexander Kluge im Gespräch mit Spector Books
Mittwoch, 21. Juni 2023, 19 Uhr
Der Soziologe Oskar Negt und der Autor und Filmemacher Alexander Kluge veröffentlichten 1981 das Buch „Geschichte und Eigensinn“. Der mehr als 1200-seitige Band stellte damals ein Novum dar: Theorie, die bewusst mit dem Medium Buch arbeitete, woran der Gestalter Franz Greno wesentlichen Anteil hatte. Anne König und Jan Wenzel von Spector Books sprechen mit Alexander Kluge über den Entstehungsprozess von „Geschichte und Eigensinn“ und stellen eine Neuerscheinung ihres Verlages vor: „Kant Kommentare“, die jüngste Zusammenarbeit von Alexander Kluge und Oskar Negt.
Hintergrund
Mit dem Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig werden seit 1959 im Gedenken an Johannes Gutenberg Persönlichkeiten und Einrichtungen geehrt, die sich laut Satzung „durch hervorragende, beispielgebende Leistungen um die Förderung der Buchkunst verdient machen“. Seit 1993 wird er im jährlichen Wechsel mit dem gleichnamigen Preis der Stadt Mainz verliehen. Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum ist Mitglied der Jury. Gewürdigt werden besondere künstlerische, technische oder wissenschaftliche Leistungen der Bereiche Typografie, Buchillustration, Buchkunstedition, Buchherstellung sowie Verdienste bei der Verbreitung des freien Wortes.
Das Buch hat wie kein anderes Medium unsere Kultur und Zivilisation geprägt: Seit Jahrhunderten wird unser Wissen über die Welt und über den Menschen in Büchern gespeichert. Die Sammlung, Ausstellung und wissenschaftliche Bearbeitung buch- und mediengeschichtlicher Zeugnisse ist die Aufgabe des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek. 1884 als Deutsches Buchgewerbemuseum in Leipzig gegründet gilt es als das weltweit älteste und nach Umfang und Qualität der Bestände als eines der bedeutendsten Museen auf dem Gebiet der Buchkultur. Ein besonderes Augenmerk des Museums gilt auch der Frage nach Zukunft der Medien in unseren vernetzten Gesellschaften.
Kontakt
Ansprechpartnerin
Dr. Stephanie Jacobs
Tel.: +49 341 2271-575
s.jacobs@dnb.de
Letzte Änderung:
20.06.2023
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