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„Tiefenbohrung. Eine andere Provenienzgeschichte“

„Tiefenbohrung. Eine andere Provenienzgeschichte“
Publikation des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek zur Provenienzforschung

Pressemitteilung vom 13. Oktober 2022

Mit „Tiefenbohrung. Eine andere Provenienzgeschichte“ legt das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek eine Publikation vor, die die Geschichte des Museums aus der Perspektive der Herkunft seiner Bestände erzählt. Konzipiert als Spurensuche in der eigenen Institutionengeschichte schreibt das Buch zugleich eine kleine Zeitgeschichte der kulturellen Überlieferung.

Ob Krieg, Inflation oder Wirtschaftswunder, ob Enteignung, ideologische Verengung oder globale Vernetzung: Kulturgut trägt die Spuren der Geschichte – manchmal als schwer entzifferbares Rätsel versteckt, manchmal weithin sichtbar. Zentrale Fragen lauten: In welchen historischen und gesellschaftlichen Konstellationen und mit welchen Absichten kamen die Bestände ins Museum? Welche Vorgeschichte bringen sie mit? Wer hat wann was warum erworben? Und welche Absichten verbergen sich hinter Schenkungen und Stiftungen? Dass die Publikation zugleich auch eine Mediengeschichte von den Anfängen der Schrift bis ins digitale Zeitalter erzählt, ist dem thematischen Fokus des Museums geschuldet.

Es geht um Underground-Comics, Floppy Disks und Frühdrucke, um Plakate und Briefe, um digitale Nachlässe, Hollywoodfotos und den silbernen Ehrenpokal eines Verlegers: Anhand von 33 Objektbiografien nimmt die zur Frankfurter Buchmesse erscheinende Publikation die Wege, Irrwege und Sackgassen der in fast 140 Jahren zusammengetragenen Bestände des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek unter die Lupe. Dabei geraten Zerstörungen und Raubzüge ebenso in den Blick wie Schenkungen, Stiftungen und andere Glücksfälle.

Zugleich unterwandern die Provenienzgeschichten die traditionellen Narrative über das Sammeln als neutralen, apolitischen Akt. Sie machen den Blick frei für den normativen, interessengeleiteten Charakter des Bestandsaufbaus von Museen mit ihren Wirkungsabsichten und hegemonialen Strukturen. Denn Gedächtniseinrichtungen sind nicht nur Speicherstätten, sondern konstruieren Überlieferung. „Fremde Federn“, unter ihnen Bénédicte Savoy und Wolfgang Ernst, betten die Bestandsessays in den weiten Horizont einer Kulturgeschichte der Provenienz.

Da Provenienzrecherchen prinzipiell unabgeschlossen sind und in hohem Maße von kooperativer und interdisziplinärer Forschung leben, erscheint die Publikation zeitversetzt als digitale Ausgabe, die als offene Datei stetig aktualisiert wird, wenn neue Erkenntnisse zu den musealen Beständen ans Licht kommen. Das Unabgeschlossene ist Programm, der transitorische Charakter von Herkunftsgeschichten verlangt eine Reise ins Ungewisse.

Mit der Publikation „Tiefenbohrung“ startet das Deutsche Buch- und Schriftmuseum eine Reihe weiterer Veranstaltungen und Veröffentlichungen zum Themenkreis „Herkunft und Heimat“. Flankierend wird die virtuelle Ausstellung „Woher? Weshalb? Warum?“ bei der Deutschen Digitalen Bibliothek publiziert. Eine sechsteilige Filmserie präsentiert ausgewählte Provenienzgeschichten und Interviews im TV-Format (Veröffentlichung Ende Oktober auf dnb.de). Zum Thementag Provenienz am 6. November 2022 finden Führungen und Veranstaltungen statt. Sie geben Einblicke in ausgewählte Herkunftsgeschichten aus den fast einer Million Objekten der Sammlung. Die Gesprächsreihe DBSM:meet lädt zum Diskutieren mit Gästen ein, die das Thema „Heimat und Herkunft“ aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Dabei kommen auch Kulturschaffende aus der Ukraine zu Wort. Als Kriegsflüchtlinge verleihen sie dem Thema Herkunft einen schmerzlich aktuellen Fokus.

Informationen zum Gesamtprogramm: dnb.de/tiefenbohrung


Tiefenbohrung. Eine andere Provenienzgeschichte

Herausgegeben von Stephanie Jacobs im Auftrag der Deutschen Nationalbibliothek
Mit einem Grußwort von Claudia Roth und Texten von Bénédicte Savoy, Wolfgang Ernst, Gilbert Lupfer u.a.
Gestaltung: Torsten Köchlin, Joana Katte
Hatje Cantz Verlag, Berlin, 2022
416 Seiten, Softcover, 20x16cm
ISBN 978-3-7757-5249-7
Preis: 24 Euro, erhältlich im Museum und im Buchhandel, bestellbar über
publikationen@dnb.de
Erscheinungstermin 16. Oktober 2022

Ansichts-PDF für Presse-Rezensionen 30 MB, PDF - Datei ist nicht barrierefrei


„Woher? Weshalb? Warum?“

Virtuelle Ausstellung bei der Deutschen Digitalen Bibliothek
Woher? Weshalb? Warum? Fragen, die sich Besucher*innen in einem Museum oft stellen. Einfache Fragen. Die Antworten darauf sind aber bisweilen sehr komplex. Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig hat sich auf die Suche gemacht. Die Virtuelle Ausstellung stellt einige wenige dieser ergründeten oder eben nicht gänzlich ermittelbaren Objektbiographien vor.

ab 14. Oktober 2022: https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/provenienzgeschichten/

Hintergrund

Das Buch hat wie kein anderes Medium unsere Kultur und Zivilisation geprägt: Seit Jahrhunderten wird unser Wissen über die Welt und über den Menschen in Büchern gespeichert. Die Sammlung, Ausstellung und wissenschaftliche Bearbeitung buch- und mediengeschichtlicher Zeugnisse ist die Aufgabe des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek.

1884 als Deutsches Buchgewerbemuseum in Leipzig gegründet gilt es als das weltweit älteste und nach Umfang und Qualität der Bestände als eines der bedeutendsten Museen auf dem Gebiet der Buchkultur. Zur Sammlung gehören neben Handschriften, historischen Drucken, Buntpapieren und moderner Buchkunst ebenso Archivalien und Nachlässe zur Schrift- und Typografiegeschichte. Zusammen mit der weltweit größten Wasserzeichensammlung sowie Schreibgeräten und Maschinen zur Buch- und Papierherstellung erlauben die Bestände des Museums ein interdisziplinäres Herangehen an kultur- und medienwissenschaftliche Fragestellungen. Ein besonderes Augenmerk des Museums gilt auch der Frage nach Zukunft der Medien in unseren vernetzten Gesellschaften.

Kontakt

Ansprechpartnerin

Dr. Stephanie Jacobs

Tel.: +49 341 2271-575
s.jacobs@dnb.de

Bilder

Bildmaterial zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit einer Berichterstattung.

Cover der Publikation „Tiefenbohrung. Eine andere Provenienzgeschichte“ des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig; Gestaltung: Torsten Köchlin, Leipzig

Detailansicht aus: „Erstes Zugangsbuch der Klemm-Sammlung des Buchgewerbemuseums“, 1889 bis 1957, Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig

Blättern im „Ersten Zugangsbuch der Klemm-Sammlung des Buchgewerbemuseums“, 1889 bis 1957, Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig

Verschiedene Stempel und Eintragungen in einst aus Gründen des Bestandsschutzes geperrten Büchern der Deutschen Nationalbibliothek

Wasserzeichenpause und hinterleuchtetes Wasserzeichen vom Papiermacher Friedrich Christoph Wenther (Wirkungszeit 1730-1748 und 1759-1771), Papiermühle Mühlhausen 2, ohne Jahr. Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig

Signaturschild der Leipziger Stadtbibliothek, in: Ariosto, Ludovico: Orlando furioso, Band 1 bis 4, Paris: Prault 1746. Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig

Fadenbuchheftmaschine Typ 38 1/4, Maschinenfabrik Gebrüder Brehmer, Leipzig um 1925, Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig

Detail eines chinesischen Holzschnitts „Beschreibung der Krabbe mit menschlichem Gesicht“, vermutlich um 1900 an das Heimatmuseum Seifhennersdorf übergeben. Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig

Entwurf für Grafik / Gert Wunderlich (Gestaltung), Klaus Wolf (Text): „Schmelzt ein die Kanonen! Schießt mit Zitronen!“ Neben anderen Stücken. Vorlass Gert Wunderlich, Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig

Elisabeth-Handschrift: Fol. 13r, Miniatur von Sibilla von Bondorf (Heiliger Franziskus und Heilige Klara), darunter durchgestrichener Eignervermerk des Klarissenklosters Freiburg im Breisgau. Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig

„Lesen statt Putzen“, Stoffbeutel des Ariadne Buchdienst Karlsruhe. Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig

Unsortierter Stapel mit Fotografien „Hollywood liest“ aus der Sammlung Günter-Karl Bose, Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig

Widmung für Armin Abmeier auf Originalgraphik. Archiv der Tollen Hefte, 2009. Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig

Apple Macbook Computer aus dem Nachlass von Hildegard Korger. Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig

Letzte Änderung: 13.10.2022
Kontakt: presse@dnb.de

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