Kinderemigration aus Frankfurt
Zeichnung: Sascha Hommer
Kinderemigration aus Frankfurt // Deutsche Nationalbibliothek und Stadt Frankfurt erinnern gemeinsam // Eine Ausstellung des Deutschen Exilarchivs 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek // 2. September 2021 bis 15. Mai 2022
Ausstellungseröffnung: Mittwoch, 1. September 2021, 19 Uhr
Pressemitteilung vom 25. August 2021
Das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek und die Stadt Frankfurt erinnern Anfang September gemeinsam an die Kinderemigration aus Frankfurt. Das Deutsche Exilarchiv eröffnet am 1. September 2021 seine neue Wechselausstellung „Kinderemigration aus Frankfurt“. Am 2. September 2021 wird das Denkmal „The Orphan Carousel / Das Waisen-Karussell“ der Künstlerin Yael Bartana eingeweiht.
Die Leiterin des Deutschen Exilarchivs 1933–1945, Dr. Sylvia Asmus, wird zur Eröffnung der Ausstellung in das Thema einführen, es sprechen zudem unter anderem die Schirmherrin des Denkmals zur Erinnerung an die Kindertransporte, Bärbel Schäfer, sowie Stadtrat Mike Josef, Dezernent für Planen und Wohnen der Stadt Frankfurt am Main. Die Soziologin, Autorin und Zeitzeugin Dr. Ruth K. Westheimer spricht ein Grußwort. Die Ausstellung ist bis zum 15. Mai 2022 in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main zu sehen.
Die Trennung werde nur von kurzer Zeit sein, es werde alles gut – mit dieser Hoffnung schickten Eltern ihre Kinder auf die sogenannten Kindertransporte. Etwa 20.000 Kinder und Jugendliche entkamen so zwischen November 1938 und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 der nationalsozialistischen Diktatur. Unter ihnen waren mindestens 600 Kinder aus Frankfurt. Die Trennung war jedoch nicht von kurzer Zeit. Und es wurde auch nicht alles wieder gut.
„Häufig heißt es, die Kinder seien durch die Kindertransporte gerettet worden. Das stimmt auch. Doch zugleich bedeutete die Flucht für die Kinder eine unverstandene Trennung von der Familie, Traumatisierungen und Schuldgefühle“, erläutert Dr. Sylvia Asmus, die Leiterin des Deutschen Exilarchivs. In den Aufnahmeländern standen die Kinder häufig unter einem enormen Anpassungsdruck, teilweise lebten sie auch unter nicht kindgerechten Bedingungen. In ihrer Heimat hinterließen sie eine Leerstelle: in den Familien, den Schulklassen, im öffentlichen Leben. Die meisten Kinder sahen ihre Eltern, Geschwister und Verwandten nie wieder. Die Erfahrungen aus der Kindheit waren lebensprägend, auch für die späteren eigenen Familien.
„Mit unserer Ausstellung zeigen wir, dass jede Geschichte der Kinderemigration eine individuelle und einzigartige Geschichte ist“, so Asmus. Im Zentrum der Ausstellung stehen die Biografien von sechs damaligen Frankfurter Kindern, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Renate Adler (später Renata Harris), Elisabeth Calvelli-Adorno (später Elisabeth Reinhuber-Adorno), Lina Liese Carlebach (später Lee Edwards), Josef Einhorn (später Josef Karniel), Lili Fürst (später Lili Schneider) und Karola Ruth Siegel (später Dr. Ruth K. Westheimer).
Die Ausstellung richtet zugleich den Blick auf die lokalen Gegebenheiten in Frankfurt am Main, auf die Situation in den Aufnahmeländern sowie auf die bürokratischen Aspekte und die Helfer*innen bei der Auswanderung. Den Rahmen bildet die Frage, wie wir die Kinderemigration heute erinnern können.
Begleitend zur Ausstellung erscheint im Herbst im Wallstein-Verlag der Katalog „Kinderemigration aus Frankfurt – Geschichten der Rettung, des Verlusts und der Erinnerung“, den das Deutsche Exilarchiv gemeinsam mit der Stadt Frankfurt herausgibt. Er widmet sich der Ausstellung und dem Frankfurter Denkmal an die Kindertransporte.
Das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 stellt die Ausstellung „Kinderemigration aus Frankfurt“ auch als virtuelle Ausstellung zur Verfügung. Sie ist erreichbar über das Ausstellungsportal der Deutschen Digitalen Bibliothek.
Kinderemigration aus Frankfurt
Eine Ausstellung des Deutschen Exilarchivs 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek
2. September 2021 bis 15. Mai 2022
Montag - Freitag 9:00-21:30 Uhr
Samstag 10:00 – 17:30 Uhr
An Sonn- und Feiertagen geschlossen, außerdem in der Zeit vom 24.12.2021 bis 2.1.2022
Der Eintritt ist frei.
Ausstellungseröffnung: 1. September 2021 um 19 Uhr
Begrüßung: Ute Schwens, Direktorin der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main
Grußwort: Bärbel Schäfer, Schirmherrin des Denkmals zur Erinnerung an die Kindertransporte
Grußwort: Stadtrat Mike Josef, Dezernent für Planen und Wohnen der Stadt Frankfurt am Main
Grußwort: Jutta Ebeling, Vorsitzende des Vorstandes der Hessischen Kulturstiftung
Einführung in die Ausstellung: Dr. Sylvia Asmus, Leiterin des Deutschen Exilarchivs 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek
Grußwort der Soziologin, Autorin und Zeitzeugin Dr. Ruth K. Westheimer
Musik: Prof. Melinda Paulsen (Gesang) und Andreas Frese (Klavier) spielen Lieder von Max Kowalski
Anmeldung erforderlich unter: www.dnb.de/veranstaltungfrankfurt
Die Ausstellung kann ab dem 2. September 2021 individuell besucht werden. Termine für Pressevertreter*innen können individuell vereinbart werden.
Weitere Informationen, auch zum Besuch der Ausstellung während der Corona-Pandemie unter: https://www.dnb.de/kinderemigration
Vermittlungsangebot
Begleitend zur Ausstellung hat das Deutsche Exilarchiv ein Vermittlungsprogramm für Schüler*innen entwickelt. Dieses wird sowohl vor Ort als auch online angeboten.
Hintergrund
Das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek hat die Aufgabe, sowohl die Veröffentlichungen als auch die Unterlagen des deutschsprachigen Exils während der Zeit der NS-Diktatur zu sammeln. Zu den Veröffentlichungen gehören alle zwischen 1933 und 1950 von deutschsprachigen Emigrantinnen und Emigranten im Ausland veröffentlichten Bücher und Broschüren aus den Bereichen Literatur, Politik, Wissenschaft und jüdische Emigration, außerdem die von ihnen herausgegebenen Zeitschriften. Zu den Unterlagen gehören persönlich Nachlässe deutschsprachiger Emigrantinnen und Emigranten aller Fachgebiete und Berufsgruppen, Archive von Exilorganisationen und Einzelautografen.
Seit März 2018 präsentiert das Deutsche Exilarchiv ausgewählte Exponate der eigenen Sammlung in der Dauerausstellung „Exil. Erfahrung und Zeugnis“.
In seinen Veranstaltungen und Wechselausstellungen nimmt das Deutsche Exilarchiv weitere Themen in den Blick und zieht so Verbindungslinien zwischen dem historischen Exil und aktuellen Phänomenen.
Projektleitung: Dr. Sylvia Asmus, Leiterin des Deutschen Exilarchivs 1933–1945
Kurator*innen: Dr. Sylvia Asmus, Dr. Jesko Bender
Ausstellungsgestaltung: Space 4 GmbH, Stuttgart
Kontakt
Ansprechpartnerin
Dr. Sylvia Asmus, Leiterin des Deutschen Exilarchivs 1933-1945
Tel.: +49 69 1525-1900
s.asmus@dnb.de
Bildmaterial
Bildmaterial zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit einer Berichterstattung.
Puppe von Renate Adler, Stehpuppe der Puppenfabrik Bruno Schmidt, Waltershausen, Herstellung ab 1920 © Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie
Silberschälchen aus dem Haushalt von Liesel Carlebachs Eltern © Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung der Familie
Sefer Kinnot (Buch der Klagelieder) aus dem Besitz von Josef Karniel © Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung der Familie
Handgepäckliste von Lili Fürst, Frankfurt am Main, 30. Dezember 1938 © Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie
Lili Fürst, Malmö, 2. August 1944 © Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie
Mit den Initialen „E C-A“ (Elisabeth Calvelli-Adorno) bestickter Turnbeutel © Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie
Tagebuch von Karola Ruth Siegel, 1945 © Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ruth K. Westheimer
Dr. Ruth K. Westheimer und der damalige USPräsident Barack Obama, 26. April 2013, © Courtesy Barack Obama Presidential Library
Letzte Änderung:
25.08.2021