„Leben im Exil“: Ausstellung von ZDFkultur und Deutschem Exilarchiv 1933–1945
Alle Rechte: ZDF Digital, Patrick Pees
„Leben im Exil“: Ausstellung von ZDFkultur und Deutschem Exilarchiv
Ab Mittwoch, 4. August 2021 in der Digitalen Kunsthalle des ZDF
Pressemitteilung vom 29. Juli 2021
Jeder Nachlass und jeder persönliche Gegenstand erzählt eine Geschichte – von kleinen Begebenheiten, Abschieden und Neuanfängen, gescheiterten Träumen und wichtigen Begegnungen. Die Ausstellung „Leben im Exil“ in der Digitalen Kunsthalle von ZDFkultur zeichnet anhand ausgesuchter Objekte und Dokumente aus dem Deutschen Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek die Lebenswege von neun Menschen nach, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft oder politischen Haltung während der NS-Zeit zur Flucht aus Deutschland gezwungen waren. Die von engen, labyrinthischen Gängen geprägte Ausstellungsarchitektur spiegelt die beklemmende Suche nach Zuflucht wider.
Die virtuelle Ausstellung „Leben im Exil“ erzählt die bewegenden Geschichten von neun Menschen: von Irma und Hanns W. Lange, Mutter und Sohn; von den Antifaschisten Hubertus Prinz und Helga Prinzessin zu Löwenstein; dem Schriftsteller Walter Meckauer sowie dessen Frau Lotte und Tochter Brigitte; dem Fotografen Eric Schaal und der späteren Bestsellerautorin Stefanie Zweig.
Vom Startpunkt aus gelangen Besucher*innen der Digitalen Kunsthalle über verwinkelte Flure in fünf Ausstellungsräume. Dort können sie die Exponate, insbesondere schriftliche Zeugnisse, so unmittelbar betrachten wie in kaum einem realen Museum. Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt und wurde gemeinschaftlich kuratiert: Texte und Dokumente wurden vom Deutschen Exilarchiv 1933–1945 beigesteuert, ZDFkultur hat die Ausstellungsarchitektur entwickelt und umgesetzt sowie ergänzendes Filmmaterial integriert, darunter aus den Archiven des ZDF zwei Interviews mit Stefanie Zweig. Die Ausstellung wird für 18 Monate bei ZDFkultur zu sehen sein.
Die außergewöhnliche Kindheitsgeschichte von Stefanie Zweig wurde durch die oscarprämierte Verfilmung ihres Buches „Nirgendwo in Afrika“ (1995) weltbekannt. Darin erzählt die Schriftstellerin, wie sie 1938 mit ihren Eltern nach Kenia emigrierte. Neun Jahre später kehrte sie mit unvergesslichen Erinnerungen nach Deutschland zurück. In Frankfurt am Main fand sie nach dem Abitur Arbeit als Journalistin und verfasste etliche Bestseller. Ein Säckchen Erde vom Grab ihrer Großmutter in Polen und zwei kleine Holzantilopen aus Kenia gehören zu den berührenden Erinnerungsstücken, die sie ein Leben lang behielt.
Eric Schaal emigrierte 1936 in die USA und machte sich dort als Porträtfotograf einen Namen. Viele berühmte Exilierte, aber auch Schlüsselfiguren des amerikanischen Kulturlebens ließen sich von ihm ablichten – von Thomas Mann über Sergej Rachmaninow bis hin zu Albert Einstein und Charlie Chaplin. Wie begeistert sie von Schaals Arbeit waren, lässt sich an persönlichen Widmungen auf den Fotos ablesen.
Hubertus Prinz und Helga Prinzessin zu Löwenstein waren aufgrund ihrer antifaschistischen Haltung schon vor der Machtübergabe diversen nationalsozialistischen Angriffen ausgesetzt. 1933 floh das Paar nach Österreich, einige Zeit später in die USA. Dort entstand auf Initiative von Hubertus Prinz zu Löwenstein 1935 die American Guild for German Culture Freedom, eine wichtige Hilfsorganisation für deutschsprachige Exilierte. Zu ihren Unterstützern zählten Thomas Mann, Sigmund Freud und Hannah Arendt. Die Ausstellung bei ZDFkultur zeigt unter anderem eine Auswahl aus der Korrespondenz der zu Löwensteins.
Walter und Lotte Meckauer sowie deren Tochter Brigitte gingen ebenfalls 1933 ins Exil. Über die Schweiz kam die Familie nach Italien, dann nach Frankreich, wieder in die Schweiz und 1947 endlich ans Ziel ihrer Träume: in die USA. Immer dabei: ein Koffer, in dem der Schriftsteller Meckauer seine Kurzgeschichten aufbewahrte.
Irma und Hanns W. Lange, Mutter und Sohn, waren nach England emigriert und wurden dort nach Ausbruch des Krieges interniert – im Land lebende Deutsche galten nun als „feindliche Ausländer“. Was Irma Lange in den zwei Jahren im Internierungslager erlebte, hielt sie in bunten Stickereien und Applikationen auf einer handgefertigten Sackleinentasche fest. Hanns Lange stellte während seiner Internierung Spielzeug her. Die Tasche, Tagebücher und weitere Dokumente erlauben einen tiefen Einblick in den Lageralltag.
„Leben im Exil“
Eine virtuelle Ausstellung von ZDFkultur und Deutschem Exilarchiv 1933-1945
Ab Mittwoch, 4. August 2021 in der Digitalen Kunsthalle des ZDF
Vorschaulink / Fotos / Pressemappe
Auf Anfrage kann die Ausstellung mit einem Vorschaulink besucht werden. Der Zugang ist bei Katharina Rudolph und Britta Schröder erhältlich. Fotos sind über ZDF Presse und Information, Telefon: +49 6131 – 70-16100, und über das Presseportal von ZDFkultur erhältlich. Ausführliche Pressemappe
Hintergrund
Das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek ist ein Ort der Auseinandersetzung mit den Themen Exil und Emigration während der Zeit des Nationalsozialismus. Gesammelt werden Zeugnisse dieses Exils: Publikationen, institutionelle und persönliche Nachlässe – berufsübergreifend und unabhängig von der Prominenz einer Person. Ziel des Archivs ist es, das Phänomen des Exils in seiner ganzen Breite zu erfassen und die Bestände zugänglich zu machen. Die Gründung des Exilarchivs in der frühen Nachkriegszeit wurde von Exilierten selbst mitinitiiert, die darin ein Instrument der politischen Aufklärung sahen. Auch deshalb hat die kulturelle Vermittlungsarbeit bis heute einen besonderen Stellenwert: Durch Ausstellungen, ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm und Publikationen leistet das Exilarchiv einen wichtigen Beitrag zu einer lebendigen Erinnerungskultur und zieht dabei immer wieder Verbindungslinien zwischen dem historischen Exil und aktuellen Phänomenen.
Viele der in der Digitalen Kunsthalle präsentierten Objekte sind im Original in der Dauerausstellung des Deutschen Exilarchivs 1933-1945 „Exil. Erfahrung und Zeugnis“ in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main zu sehen.
In der Digitalen Kunsthalle präsentiert ZDFkultur in Zusammenarbeit mit Kulturinstitutionen in ganz Deutschland außergewöhnliche, von Expert*innen kuratierte Wechselausstellungen. Die Besucher*innen des virtuellen Museums bewegen sich innerhalb eines interaktiven Web-Moduls, betrachten dort präsentierte Objekte, Archivalien, Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen oder Fotografien, erhalten Hintergrundinformationen und erfahren spannende Geschichten rund um die Exponate. Auch filmisches Material ist vermehrt in die Ausstellungen eingebettet. Kunst und Kultur ist so für alle ortsunabhängig und jederzeit zugänglich. Teils weit verstreute Werke sind bei ZDFkultur nur noch wenige Klicks voneinander entfernt. Durch innovative Technik und multimediale Inhalte wird der virtuelle Museumsbesuch zu einem einzigartigen Erlebnis.
Die Digitale Kunsthalle ist Teil des digitalen Kulturangebots des ZDF. Eingebettet in die ZDFmediathek bündelt und produziert ZDFkultur Inhalte aus allen kulturellen Genres, um Nutzer*innen Raum für aktuelle Diskurse und neue Perspektiven zu schaffen.
Kontakt
Pressekontakt ZDFkultur:
Presse-Desk, Telefon: +49 6131 – 70-12108
Pressekontakt Deutsches Exilarchiv 1933–1945:
Dr. Sylvia Asmus, Leiterin des Deutschen Exilarchivs 1933–1945, Telefon: +49 69 1525-1900
Letzte Änderung:
29.07.2021
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