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Ulrich Becher im Deutschen Exilarchiv 1933-1945

Pressemitteilung vom 5. Mai 2021

Ulrich Becher im Deutschen Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek. Erschließungsprojekt, virtuelle Ausstellung und ein Abend zu Ehren des Autors

Ein Abend für Ulrich Becher am 12. Mai 2021, um 19 Uhr und Freischaltung der virtuellen Sonderausstellung auf „Künste im Exil“

Mit einem „Abend für Ulrich Becher“ und einer virtuellen Ausstellung widmet sich das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek einem lange Zeit „vergessenen“ Autor. Jüngst wird das Werk des genialen Schriftstellers wiederentdeckt und vor allem sein großer Roman „Murmeljagd“ hochgelobt. Am 12. Mai um 19 Uhr erinnert der „Abend für Ulrich Becher“ nicht nur an den Autor, sondern zugleich an die Bücherverbrennungen vor 88 Jahren. Auch ein Novellenband Bechers wurde damals verbrannt. Besondere Gäste der virtuellen Veranstaltung sind Martin Roda Becher und Anja Becher, Sohn und Enkelin Ulrich Bechers. Von Leben und Werk des Vaters wird Martin Roda Becher im Gespräch berichten, Anja Becher aus dem Werk lesen.

Eine virtuelle Sonderausstellung auf „Künste im Exil“ erzählt vom Leben und Werk Ulrich Bechers und führt die Bestände des Autors im Deutschen Exilarchiv erstmals mit denen des Schweizerischen Literaturarchivs zusammen, wo ein weiterer Teil des Nachlasses lagert. Für „Künste im Exil“ (www.kuenste-im-exil.de) wurde die virtuelle Sonderausstellung „Ulrich Becher. Schriftsteller im Exil“ erarbeitet. Entlang der Exilstationen Bechers widmet sich die Ausstellung den Möglichkeiten schriftstellerischer Arbeit im Exil, der Bedeutung von Netzwerken auf der Flucht und im Exil sowie der besonderen Freundschaft Bechers zu George Grosz. Erst in der Zusammenschau beider Teilnachlässe ergibt sich die Möglichkeit, ein adäquates Bild von Ulrich Becher als Schriftsteller im Exil zu zeichnen.

Möglich wurde die gemeinsame virtuelle Ausstellung der beiden Archive durch die abgestimmte Erschließung des Nachlasses. Eine Digitalisierung ist ebenfalls vorgesehen. Seit 1985 gelangte der Nachlass Ulrich Bechers sukzessive ins Deutsche Exilarchiv 1933-1945. Auf eine Anfrage antwortetet Dana Becher, die Frau Ulrich Bechers, damals: „Ulrich Bechers Manuskripte, Briefe usw. sind in einem heillosen Durcheinander in 3 Kellern verteilt, in Kisten, Koffern und Schachteln. Wo und was überhaupt vorhanden ist, weiss ich kaum (Bestimmt Briefe von George Grosz)“. In späteren Jahren kamen weitere umfangreiche Nachträge mit wichtigen Briefen, Werkmanuskripten, Zeichnungen, Notizbüchern, Lebensdokumenten und Fotografien hinzu. Ein beeindruckender und wichtiger Bestand. Ein weiterer Teil des Nachlasses Ulrich Bechers liegt im Schweizerischen Literaturarchiv der Schweizerischen Nationalbibliothek (SLA). Er wurde dort nach Bechers Tod im Jahr 1990 übernommen. Will man Ulrich Bechers Leben und Werk verstehen, sind beide Bestände zu konsultieren. Zumal die Trennlinie willkürlich gezogen wurde.

Ulrich Becher, geb. 1910, stand am Beginn einer vielversprechenden Karriere als Schriftsteller, als seinen Erinnerungen zufolge sein Erstling, der 1932 bei Rowohlt verlegte und positiv besprochene Novellenband »Männer machen Fehler«, den NS-Bücherverbrennungen im Mai 1933 zum Opfer fiel. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Becher schon im Exil: Nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 hatte er Deutschland verlassen und lebte zunächst in Österreich, nach der Annexion 1938 floh er in die Schweiz. Weil ihm dort kein dauerhafter Aufenthalt gewährt wurde, führte ihn sein weiterer Exilweg 1941 nach Brasilien, dann 1944 in die USA. Dort entstanden auch Teile seiner »New Yorker Novellen« aus denen seine Enkelin, die Schauspielerin Anja Becher, u.a. zur Veranstaltung lesen wird.

Wie viele verfemte Autor*innen auch, deren Werke öffentlich verbrannt wurden, musste Ulrich Becher im Exil einen Neuanfang wagen, der sein Leben und seine Kunst prägte. 1948 kehrte Becher nach Europa zurück und lebte ab 1954 bis zu seinem Tod 1990 dauerhaft in Basel.

Ein Abend für Ulrich Becher
Lesung und Gespräch zur Erinnerung an die Bücherverbrennungen

Virtuelle Veranstaltung am Mittwoch, dem 12. Mai 2021, um 19 Uhr

Wir bitten um Anmeldung unter www.dnb.de/veranstaltungvirtuell


Virtuelle Sonderausstellung „Ulrich Becher. Schriftsteller im Exil“ ab dem 13. Mai 2021 unter www.kuenste-im-exil/UlrichBecher
[Der Link wird nach der Freischaltung zum 13. Mai 2021 aktiviert.]


Foto der Einladung "Ein Abend für Ulrich Becher"

Ein Abend für Ulrich Becher 215kB, PDF - Datei ist nicht barrierefrei

Hintergrund

Das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek hat die Aufgabe, sowohl die Veröffentlichungen als auch die Unterlagen des deutschsprachigen Exils während der Zeit der NS-Diktatur zu sammeln. Zu den Veröffentlichungen gehören alle zwischen 1933 und 1950 von deutschsprachigen Emigrant*innen im Ausland veröffentlichten Bücher und Broschüren aus den Bereichen Literatur, Politik, Wissenschaft und jüdische Emigration, außerdem die von ihnen herausgegebenen Zeitschriften. Zu den Unterlagen gehören persönliche Nachlässe deutschsprachiger Emigrant*innen aller Fachgebiete und Berufsgruppen, Archive von Exilorganisationen und Einzelautografen.

Seit März 2018 präsentiert das Deutsche Exilarchiv ausgewählte Exponate der eigenen Sammlung in der Dauerausstellung „Exil. Erfahrung und Zeugnis“. In seinen Veranstaltungen und Wechselausstellungen nimmt das Deutsche Exilarchiv weitere Themen in den Blick und zieht so Verbindungslinien zwischen dem historischen Exil und aktuellen Phänomenen.

Kontakt

Ansprechpartnerin

Dr. Sylvia Asmus, Leiterin des Deutschen Exilarchivs 1933-1945
Tel.: +49 69 1525-1900
s.asmus@dnb.de


Bildmaterial

Bildmaterial zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit Berichterstattung über die Ausstellung unter www.dnb.de/presse

Ulrich Becher in St. Moritz, 1930er Jahre;
Foto: Schweizerisches Literaturarchiv SLA, Schweizerische Nationalbibliothek, Fotografie: vermutlich Elise Becher, mit freundlicher Genehmigung von Martin Roda Becher.

Ulrich Becher: Telegramm mit Heiratsantrag an Dana Roda Roda, 9.10.1933;
Foto: Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Nachlass Ulrich Becher, EB 85/147, mit freundlicher Genehmigung von Martin Roda Becher.

„Armes Europa“ nannte Ulrich Becher seine Zeichnung [undatiert], die Benito Mussolini und Adolf Hitler zeigt;
Foto: Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Nachlass Ulrich Becher, EB 85/147, mit freundlicher Genehmigung von Martin Roda Becher.

Sammelvisum der Gruppe Görgen mit der Ulrich Becher 1941 die Weiteremigration nach Brasilien gelang;
Foto: Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Nachlass Hermann M. Görgen, EB 92/311.

Blick auf den Teilnachlass Ulrich Bechers im Deutschen Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek;
Foto: Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

Letzte Änderung: 05.05.2021
Kontakt: presse@dnb.de

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