„Jüdische Periodika in NS-Deutschland“ im Internet zugänglich
Pressemitteilung vom 9. März 2021
In NS-Deutschland erschienene jüdische Periodika sind eine wichtige historische Quelle für die Erforschung des Lebens und Leidens der jüdischen Gemeinschaft während der NS-Diktatur. Bereits ab 1997 wurden die jüdischen Periodika im Bestand des Deutschen Exilarchivs 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) digitalisiert. Für die exklusive rechtssichere Veröffentlichung der Digitalisate im Internet wurde jetzt der Lizenzierungsservice Vergriffene Werke (VW-LiS) ausgebaut. Gemeinsam mit der VG WORT und dem Deutschen Patent- und Markenamt hat die Deutsche Nationalbibliothek einen Workflow für die Lizenzierung vergriffener Periodika entwickelt. Damit konnten die jüdischen Periodika lizenziert und wieder weltweit zugänglich gemacht werden.
Zeitschriften und Zeitungen wurden meist als Organe der zum Teil neu gegründeten Selbsthilfeeinrichtungen der jüdischen Gemeinschaft veröffentlicht. Sie sind als eine direkte Antwort auf die Verfolgung durch das NS-Regime zu verstehen. Auf Grund der Überlieferungssituation war der Zugang zu diesen Periodika lange Zeit nur eingeschränkt möglich. Die wichtigsten hat die Deutsche Nationalbibliothek im DFG-Projekt „Jüdische Periodika in NS-Deutschland” digitalisiert und erschlossen. Insgesamt wurden 1.436 Hefte von 26 Periodika mit 24.778 Seiten digitalisiert und nun für die Veröffentlichung im Internet lizenziert. Der Onlinezugang ist sowohl für die Exilforschung als auch für Pädagog*innen und Journalist*innen von Interesse. Auch Privatpersonen, die z.B. nach Spuren von Familienangehörigen suchen, können in den Veröffentlichungen Hinweise finden.
Der Lizenzierungsservice Vergriffene Werke (VW-LiS) der Deutschen Nationalbibliothek ist seit 2015 der nationale „Single-Access-Point“ für öffentliche Kulturerbe-Institutionen zur Lizenzierung vergriffener Werke nach §§ 51 und 52 Verwertungsgesellschaftengesetz (VGG). VW-LiS bündelt dabei effizient Recherche- und Datenverarbeitungsprozesse und ermöglicht somit die Digitalisierung und freie Zugänglichmachung von Werken des 20. Jahrhunderts. Die Wahrnehmung der Rechte erfolgt durch die VG WORT und VG BILD-KUNST. Vergriffene Werke werden im öffentlichen Register des Deutschen Patent- und Markenamt bekanntgemacht.
Das Projekt „Jüdische Periodika in NS-Deutschland“ umfasst folgende Zeitschriften:
- Arbeitsbericht des Zentralausschusses der Deutschen Juden für Hilfe und Aufbau: (Berlin; 1934-1938)
- Der deutsche Vortrupp (Berlin; Oktober 1933 – März/April 1935)
- Gemeindeblatt der Jüdischen Gemeinde zu Berlin: amtliches Organ des Gemeindevorstandes (ab August 1938 unter dem Titel: Jüdisches Gemeindeblatt: Organ des Vorstandes der Jüdischen Gemeinde zu Berlin) (13.01.1911 – 25.07.1937 und 01.08.1937 – 06.11.1938)
- Informationsblätter / Reichsvertretung der Juden in Deutschland (Berlin; 10.3.1933 – Juli/August 1938)
- Jüdische Auswanderung: Korrespondenzblatt über Auswanderungs- und Siedlungswesen (Berlin; 1936–1939)
- Das Jüdische Volk (Berlin; 02.07.1937 – 10.06.1938)
- Jüdische Wohlfahrtspflege und Sozialpolitik / Zentralwohlfahrtsstelle und der Abt. Wirtschaftshilfe bei der Reichsvertretung der Juden in Deutschland (Berlin; Januar/Februar 1930 – Oktober 1938; vereinigt mit „Jüdische Arbeits- und Wanderfürsorge")
- Jüdisches Gemeindeblatt für Kassel, Hessen u. Waldeck: Mitteilungsblatt für die Isr. Gemeinde in Kassel (Kassel; 30.7.1937 – 04.11.1938)
- Jüdisches Gemeindeblatt für Mittelsachsen: Chemnitz, Annaberg, Zwickau, Plauen (Chemnitz; 12.01.1934 – 07.11.1938)
- Jüdisches Nachrichtenblatt / Reichvereinigung der Juden in Deutschland, Ausgabe Berlin (23.11.1938 – 04.06.1943)
- Jüdisches Nachrichtenblatt, Ausgabe Wien / Abteilung Jüdisches Nachrichtenblatt des Ältestenrats der Juden in Wien (13.12.1938 – 31.12.1943)
- Jüdisches Nachrichtenblatt: Organ des Ältestenrates der Juden in Prag = Židovske listy, Ausgabe Prag (24.11.1939 – 26.01.1945)
- Korrespondenzblatt über Auswanderungs- und Siedlungswesen (Berlin; März 1928 – September 1935)
- Rundbrief / Mittelstelle für jüdische Erwachsenenbildung bei der Reichsvertretung der Juden in Deutschland (Frankfurt; April 1937)
- Palästina-Nachrichten (Berlin; 01.04.1934 – 31.03.1936)
- Rundschreiben / Reichsvertretung der Juden in Deutschland, Schulabteilung (Berlin; 04.05.1936)
- Der Staatszionist (Berlin; 17.06.1934 – 13.10.1935)
- Kulturbund Deutscher Juden / Jüdischer Kulturbund:
- Almanach / Kulturbund Deutscher Juden (1934/1935)
- Jüdischer Kulturbund, Berlin / Monatsblätter (Oktober 1933 – August 1939)
- Jüdischer Kulturbund, Hamburg / Programm (1935–1936)
- Kulturbund Deutscher Juden (Berlin) / Programm (Oktober 1933 – Dezember 1934)
- Kulturbundbühne / Kulturbund Deutscher Juden (Januar 1935 – August 1938)
- Mitteilungen / Jüdischer Kulturbund Rhein-Ruhr (November 1933 – November 1938)
- Monatsblätter des jüdischen Kulturbundes Bezirk Rhein Main, Frankfurt am Main (Dezember 1934 – März 1937)
- Monatsblätter des Jüdischen Kulturbundes Hamburg (September 1936 – Oktober 1938)
Jüdische Periodika in NS-Deutschland
Online verfügbare Digitalisate im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Informationen auf der Website der Deutschen Nationalbibliothek: www.dnb.de/juedischeperiodika
Hintergrund
Das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek hat die Aufgabe, sowohl die Veröffentlichungen als auch die Unterlagen des deutschsprachigen Exils während der Zeit der NS-Diktatur zu sammeln. Zu den Veröffentlichungen gehören alle zwischen 1933 und 1950 von deutschsprachigen Emigrant*innen im Ausland veröffentlichten Bücher, Broschüren und Zeitschriften. Zu den Unterlagen gehören persönlich Nachlässe deutschsprachiger Emigrant*innen, Archive von Exilorganisationen und Einzelautografen.
Kontakt
Ansprechpartnerin
Dr. Katharina Schöneborn
k.schoeneborn@dnb.de
Ansprechpartner für den Lizenzierungsservice Vergriffene Werke (VW-LiS)
Simon Herrmann
Tel.: +49 69 1525-1079
vergriffene.werke@dnb.de
Bildmaterial
Bilder zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit einer Berichterstattung.
Gemeindeblatt der jüdischen Gemeinde zu Berlin. 9. Februar 1936
Titelblatt der Zeitschrift "Jüdischer Kulturbund Rhein-Ruhr"
Jüdische Auswanderung. Korrespondenzblatt über Auswanderungs- und Siedlungswesen. September 1936.
Palästina Nachrichten. Zeitschrift für Wirtschaftsentwicklung im vorderen Orient. 3. Mai 1934.
Letzte Änderung:
09.03.2021
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