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Pressemitteilung vom 25. Februar 2021

Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek erwirbt Sammlung kinetischer Bücher

Mit mehr als 4.200 Pop-Up-Büchern wächst dem Bestand des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek eine Kollektion mit Alleinstellungsmerkmal zu. Die Druckwerke aus dem 15. (Faksimiles) bis 21. Jahrhundert schlagen Brücken zwischen illustrierten Büchern, Papiertheatern, Scherenschnitten, Daumenkinos und naturwissenschaftlichen Erklärtafeln. Über drei Jahrzehnte wurde die Sammlung Hartung zusammengetragen und ist heute eine der umfangreichsten Sammlung kinetischer Bücher im deutschsprachigen Raum. Die jetzt erworbenen Publikationen erschaffen durch Aufklapp-, Falt-, Schiebe- oder Ausschnitt-Techniken ganz verschiedene Arten Illusionen von Räumlichkeit und Bewegung aus Papier.

Während herkömmliche Bücher durch die Abfolge von Textseiten und ggf. Bildern eine lineare Nutzung bieten, entziehen sich bewegliche Bücher als hybride und vielseitige Medienform der einfachen Kategorisierung. Als Vertreter einer analogen, rein papiernen Multimedialität sind sie Vorboten der digitalen Multimedialität. Sie verbinden wie diese Bild, Bewegung, Text, ja sogar Ton.

Stephanie Jacobs, Leiterin des Deutschen Buch- und Schriftmuseums sagt zu dieser Erwerbung: „Wir sind glücklich, dass wir diese umfangreiche Sammlung kinetischer Bücher haben erwerben können. Die Sammlung Hartung nimmt einen wichtigen Platz in den interdisziplinär ausgerichteten Beständen des Deutschen Buch- und Schriftmuseums ein und schließt eine wesentliche Lücke in unseren international angelegten, medienhistorischen Sammlungen.“

Thematisch lässt sich ein großer Teil der Sammlung als Kinder- und Jugendbuchliteratur charakterisieren, bei der Märchen, Sagen, Popkultur stark vertreten sind. Es findet sich jedoch auch viel Populärwissenschaftliches sowie einiges explizit Fachliches, wie etwa medizinische oder maschinenbauliche „Modellatlanten“.

Der Bestand spiegelt die Geschichte der kinetischen Literatur von faksimilierten Volvellen (drehbaren Elementen) des 15. über Papiertheater des 18. Jahrhundert bis hin zur Hochzeit der Gattung im späten 19. Jahrhundert. Mit der wachsenden Zahl von Spielbilderbüchern für bürgerliche Haushalte erlebte das Genre damals besonderen Aufschwung. Als Pionier tat sich dabei insbesondere der Maler und Kinderbuchautor Lothar Meggendorfer hervor, der ab den 1870ern die meisten später benutzten Techniken erfand.

Wesentliche Impulse für die Weiterentwicklung des beweglichen Buches kamen ab Mitte des 20. Jahrhunderts aus den angelsächsischen Ländern. Die Sammlung umfasst etwa zur Hälfte englischsprachige sowie eine große Zahl deutschsprachiger Titel. Darüber hinaus gibt sie Einblicke in die Produktion in zahlreichen anderen europäischen und außereuropäischen Sprachen. In ihr sind alle wesentlichen Größen des „Papieringenieurwesens“ aus Vergangenheit und Gegenwart vertreten, z.B. Vojtěch Kubašta (CZ), Kees Moerbeek (NL), S. Louis Giraud (GB), Raphael Tuck (GB), Geraldine Clyne (US), Robert Sabuda (US), Matthew Reinhart (US) oder Ron van der Meer (NL).

Hintergrund

Das Buch hat wie kein anderes Medium unsere Kultur und Zivilisation geprägt: Seit Jahrhunderten wird unser Wissen über die Welt und über den Menschen in Büchern gespeichert. Die Sammlung, Ausstellung und wissenschaftliche Bearbeitung buch- und mediengeschichtlicher Zeugnisse ist die Aufgabe des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek. 1884 als Deutsches Buchgewerbemuseum in Leipzig gegründet gilt es als das weltweit älteste und nach Umfang und Qualität der Bestände als eines der bedeutendsten Museen auf dem Gebiet der Buchkultur.

Kontakt

Ansprechpartnerin

Dr. Stephanie Jacobs

Tel.: +49 341 2271-575
s.jacobs@dnb.de


Bildmaterial

Bilder zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit einer Berichterstattung.

Aufgeklappte Darstellung des Reichstagsgebäudes in: Michael Lewitscharoff (Hg.): Das Berlin-Paket. Das neue Berlin: Architektur, Kultur und Geschichte der Stadt […], München 2001.

Aufgestellte Rotkäppchen-Szene aus Franz Bonn’s Theater-Bilderbuch, ursprünglich Esslingen 1878, hier in einem Nachdruck Wien 1990.

Dreidimensionale Szenerien aus ‚Ali Baba und die 40 Räuber‘, zu 350 Grad aufgeklappt in: Mario Zampini u. Raimondo Centurione (Ill.): Ali Baba e i 40 ladroni, Mailand 1942.

Aufgestellter Sauropoden-Dinosaurier in Robert Sabuda’s Encylopaedia Praehistorica – Dinosaurier, Hamburg 2007.

Letzte Änderung: 25.02.2021
Kontakt: presse@dnb.de

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