370 Jahre Zeitungsdruck in Leipzig
Abbildung: Grafisch
Pressemitteilung vom 16. September 2020
Ausstellung: 370 Jahre Zeitungsdruck in Leipzig
Eröffnung mit einem „Tag der Zeitung“ am 20. September 2020 von 11 bis 16 Uhr
Wenn das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek in seiner neuen Kabinettausstellung das Thema Tageszeitung aufgreift, so nehmen wir ein Medium in den Blick, das aktuell von großen Umbrüchen geprägt ist. In einer Zeit, in der die Zeitung international unter erheblichen wirtschaftlichen Druck geraten ist, lohnt ein rückversichernder Blick in die Vergangenheit – mit dem Ziel, sich auch Gedanken über die Zukunft des Mediums zu machen. Aus welchem historischen Kontext heraus entstand vor nun fast vier Jahrhunderten die Idee, einer damals rasant wachsenden Leserschaft täglich portionierte Informationshäppchen anzubieten? Welchen Bedarf an Wissen sollte das Format decken? Wie unterscheiden sich die verschiedenen technischen Phasen der Zeitungsgeschichte? Und was bedeutet die Zeitung für den intellektuellen Horizont einer Gesellschaft, was bewirken zensorische Eingriffe in das Massenmedium?
Unter dem Titel „370 Jahre Zeitungsdruck in Leipzig“ wirft die Kabinettausstellung als Beitrag der Deutschen Nationalbibliothek zum „Jahr der Industriekultur 2020“ einen Blick in die Geschichte des Zeitungsdrucks. Als der Leipziger Drucker Timotheus Ritzsch am 1. Juli 1650 unter dem Titel „Einkommende Zeitungen“ die erste gedruckte Tageszeitung der Welt publizierte, war der Grundstein für eine Erfolgsgeschichte gelegt. Die Zeitung erlebte durch die Erfindung der Schnellpresse während der Industrialisierung einen enormen Aufschwung, sie wurde das erste Massenmedium. Auch in der Messestadt, in der in den vergangenen 370 Jahren mehr als 100 Zeitungstitel verlegt wurden, entfaltete der Zeitungsdruck große Anziehungskraft: Papierherstellung, Verlage und Druckmaschinenindustrie siedelten sich an. Die letzte Tageszeitung, die in Leipzig gedruckt wurde, verlässt im Herbst 2019 die Presse – eine Ära geht zu Ende, eine neue Ära beginnt, Internetzeitungen erobert auch als lokale Formate den Markt.
Am 20. September zwischen 11 und 16 Uhr veranstaltet das Deutsche Buch- und Schriftmuseum einen „Tag der Zeitung“, der den Besucher*innen ein reiches Themen- und Aktionsspektrum rund um die Zeitung anbietet: Von druckhistorischen Themenführungen in unseren vier Ausstellungen – z. B. „Spinning Jenny und die Folgen“, „Druck in der DDR-Subkultur“ oder „Erfindergeist und Zeitungsdruck“ – über interaktive Aktionen an der Druckerpresse bis hin zu Lesungen aus alten Tageszeitungen („Von erschröcklichen schedlichen bösen newen Zeitunge“) und vielem mehr. Beim Buttondruck mit zeitungshistorischen Motiven können unter dem Motto „Ruck Zuck – ein Druck“ kleine Mitnehmsel produziert werden. Ein besonderer Höhepunkt des Programms ist die „Maschinenmusik“ von und mit Christoph Schenker.
Der „Tag der Zeitung“ ersetzt die übliche Ausstellungseröffnung: Anstelle des klassischen Eröffnungsabends bieten wir pandemiebedingt einen mit einem Hygienekonzept untermauerten Veranstaltungsreigen, der unter Berücksichtigung der geltenden Abstandsregelungen ein neues Format für Ausstellungseröffnungen aufzeigen kann: Wir entzerren räumlich und zeitlich die Eröffnung, erstrecken sie über einen ganzen Tag und öffnen für die verschiedenen Veranstaltungsangebote alle Räume des Museums– bis hin zum Magazin. Ob sich dieses Präsenzformat – neben den neuen digitalen Formaten, die die Kulturakteure landauf landab in den letzten Monaten zu einer erfreulichen Vielfalt verholfen haben – etablieren wird? Wir sind gespannt auf das Experiment.
Programm „Tag der Zeitung“ am 20. September 2020 von 11 bis 16 Uhr
Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich
- 11 Uhr
Willkommen! - 11:30, 12:30, 13:30, 14:30 Uhr
„370 Jahre Tageszeitung“, Kuratorenführung durch die Präsentation - 11:45, 12:15, 12:45 Uhr
Erfindergeist und Zeitungsdruck, Kurzführung im Magazin der Kulturhistorischen Sammlung - 13 Uhr
Wer hat’s erfunden?, Kurzführung zu den Anfängen des Buchdrucks - 13 und 14 Uhr
Christoph Schenkers Cellosophy. Musik für Cello solo und Liveelektronik - 13:30 Uhr
Vom Ende der Gutenberg-Galaxie, Buch und Schrift digital. Kurzführung - 14 Uhr
Spinning Jenny und die Folgen..., Kurzführung zur Industrialisierung im Druckwesen - 14:30 Uhr
Störenfriede. Druck in der DDR-Subkultur. Themenführung in der Wechselausstellung - 14 und 15 Uhr
„Von erschröcklichen schedlichen bösen newen Zeitunge“. Lesung aus alten und neuen Tageszeitungen
Laufendes Programm
Nashörner, Kometen und journalistische Eiertänze. Flugblätter und Bilderbogen aus den Sammlungen des Buchmuseums. Wir präsentieren eine Auswahl historischer Zeitungsvorläufer, u. a. Flugblätter aus dem 16 und 17. Jahrhundert sowie farbenprächtige Bilderbogen des 19. Jahrhunderts.
Ruck Zuck – ein Druck. Button-Aktion. Kleine und große Besucher*innen können sich ihren eigenen Button gestalten.
Hintergrund
Das Buch hat wie kein anderes Medium unsere Kultur und Zivilisation geprägt: Seit Jahrhunderten wird unser Wissen über die Welt und über den Menschen in Büchern gespeichert. Die Sammlung, Ausstellung und wissenschaftliche Bearbeitung buch- und mediengeschichtlicher Zeugnisse ist die Aufgabe des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek. 1884 als Deutsches Buchgewerbemuseum in Leipzig gegründet gilt es als das weltweit älteste und nach Umfang und Qualität der Bestände als eines der bedeutendsten Museen auf dem Gebiet der Buchkultur.
Kontakt
Ansprechpartnerin
Dr. Stephanie Jacobs
Tel.: +49 341 2271-575
s.jacobs@dnb.de
Bildmaterial
Bilder zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit „370 Jahre Zeitungsdruck in Leipzig“
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Foto: DNB, Peter Kühne
Letzte Änderung:
16.09.2020