Bestände aus Leipzig und Moskau finden im Netz wieder zusammen
Pressemitteilung vom 29. Oktober 2019
Bestände aus Leipzig und Moskau finden im Netz wieder zusammen. Deutsche Nationalbibliothek und die Russische Staatsbibliothek, Moskau unterzeichnen Vertrag zur kooperativen Digitalisierung und Erschließung kriegsbedingt verlagerten Kulturguts
Die wertvollsten Bestände aus der Provenienz des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek wurden in den ersten Nachkriegsmonaten nach Moskau verbracht. Fast 75 Jahre später haben jetzt die Deutsche Nationalbibliothek und die Russische Staatsbibliothek einen Kooperationsvertrag unterzeichnet, der auf die Digitalisierung und Erschließung der in Leipzig und Moskau bewahrten Bestände zielt.
Die technischen und kulturellen Errungenschaften der Digitalisierung eröffnen dem Thema kriegsbedingt verlagertes Kulturgut ganz neue Wege, können verstreut bewahrte Sammlungen doch virtuell im Netz zusammengeführt werden. Für Stephanie Jacobs, Leiterin des Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek, bedeutet das „einen Quantensprung für das komplexe Thema des verlagerten Kulturguts: Nicht nur überbrückt die digitale Bereitstellung räumliche Distanzen, auch bedeutet sie einen Quantensprung für die Geschichte des Wissens“.
Es handelt sich einerseits um den als Klemm-Sammlung in die Forschung eingegangenen Bestand von mittelalterlichen Handschriften und Inkunabeln. Der unikale Bestand hat seinen Ursprung in der privaten Sammlung des Schneidermeisters Heinrich Klemm (1819 – 1886), der - aus ärmsten Verhältnissen kommend – als bedeutender Unternehmer und Verleger mit Damenschnittmustern zu Geld kam (vgl. "Vom Waisenkind zum Millionär - 200 Jahre Heinrich Klemm." Eine virtuelle Ausstellung der Deutschen Digitalen Bibliothek). Seinen Reichtum investierte Klemm in die Sammlung von Frühdrucken aus allen europäischen Druckorten.
Die zweite Sammlung, auf den sich der Kooperationsvertrag bezieht, ist ein Bestand von historischen Bucheinbänden vor allem des 17. und 18. Jahrhunderts aus Europa, der aber auch Beispiele aus Persien und Mauretanien enthält.
Insgesamt hat der zu digitalisierende Bestand einen Umfang von ca. 33.700 Titeln, deren überwiegender Teil in Leipzig bewahrt wird. Die wertvollsten Bände aber, die während des Krieges auf Schloss Rauenstein im Erzgebirge ausgelagert waren – darunter ein Pergamentexemplar der 42-zeiligen Gutenberg-Bibel – liegen in Moskau.
Hintergrund
Das Buch hat wie kein anderes Medium unsere Kultur und Zivilisation geprägt: Seit Jahrhunderten wird unser Wissen über die Welt und über den Menschen in Büchern gespeichert. Die Sammlung, Ausstellung und wissenschaftliche Bearbeitung buch-, schrift- und mediengeschichtlicher Zeugnisse ist die Aufgabe des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek. 1884 als Deutsches Buchgewerbemuseum in Leipzig gegründet, gilt es als das weltweit älteste und nach Umfang und Qualität der Bestände als eines der bedeutendsten Museen auf dem Gebiet der Buchkultur. Durch nationale und internationale Kooperationsprojekte vernetzt das Museum seine Bestände und speist sie in die unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen ein.
Kontakt
Ansprechpartnerin
Dr. Stephanie Jacobs
Tel.: +49 341 2271-575
s.jacobs@dnb.de
Bilder
Bilder zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über die Ausstellung
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Gutenberg-Bibel Leipziger Provenienz in der Russischen Staatsbibliothek Moskau (RSL).
Foto: Maria Govtvan, RSL
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Gutenberg-Bibel Leipziger Provenienz in der Russischen Staatsbibliothek Moskau (RSL).
Foto: Maria Govtvan, RSL
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Gutenberg-Bibel Leipziger Provenienz in der Russischen Staatsbibliothek Moskau (RSL).
Foto: Deutsche Nationalbibliothek
Letzte Änderung:
29.10.2019
Kontakt:
s.jockel@dnb.de