Zeugnis der Exilgeschichte
Pressemitteilung vom: 2. September 2015
Zeugnis der Exilgeschichte: Der Koffer des Schriftstellers Walter Meckauer (1889 - 1966) wird konserviert
Der Koffer mit Geschichten, Beobachtungen, Berichten des Schriftstellers Walter Meckauer wird umfassend konservatorisch behandelt und damit für die Nachwelt erhalten. Die Sicherung dieses herausragenden Dokuments der Geschichte eines exilierten Künstlers wird als Modellprojekt durch die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und der Kulturstiftung der Länder (KSL) durchgeführt. Seit 2014 wird das geschichtsträchtige Gepäcksstück im Deutschen Exilarchiv 1933 - 1945 der Deutschen Nationalbibliothek verwahrt.
„Ich liebe den kleinen alten Koffer. [...] Ihn gab es schon, als ich noch ein Kind war. Der alte braune Koffer ist viel in der Welt herumgekommen. Er begleitete uns immer und überall hin [...].“ (Brigitte Meckauer-Kralovitz, die Tochter Walter Meckauers: Der Koffer, Typoskript, Deutsches Exilarchiv 1933 - 1945)
Walter Meckauer war vor der nationalsozialistischen Machtübernahme als Dramaturg am Deutschen Theater in Berlin und als Schriftsteller tätig. Er war ein Sammler, der seine Eindrücke und Erlebnisse behutsam in seinen Kurzgeschichten verarbeitete und in einem geräumigen Koffer verwahrte. Damit schuf er ein besonderes Archiv, eine Inspirations- und Verdienstquelle zugleich. Als Meckauer nach der nationalsozialistischen Machtübernahme emigrieren musste, begleitete ihn der Koffer auf seinen Exil-Stationen durch die Schweiz, Italien, Frankreich, wiederum Schweiz und schließlich nach Amerika. Die Reise hat den Koffer wie auch die Manuskript-Sammlung stark beansprucht, das Papier ist zudem säurehaltig, vergilbt und brüchig. Bei der konservatorischen Behandlung soll das Gesamterscheinungsbild mit all seinen Gebrauchsspuren erhalten bleiben, dabei aber Schäden behoben werden.
Als Mitglied der „Allianz Schriftliches Kulturgut Erhalten“ verfolgt die Deutsche Nationalbibliothek das Ziel, die in ihrer Existenz gefährdeten Originale der reichen kulturellen und wissenschaftlichen Überlieferung in Deutschland zu sichern und diese Überlieferung als nationale Aufgabe im öffentlichen Bewusstsein zu verankern.
Erstmals in Erinnerung an den Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar 2004 ausgerichtet findet ein nationaler Aktionstag für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts am 5. September 2015 in Köln statt.
Hintergrund
Die Deutsche Nationalbibliothek sammelt seit über 100 Jahren alle deutschen und deutschsprachigen Publikationen in Wort und Ton ab 1913, dokumentiert und archiviert sie und macht sie der Öffentlichkeit zugänglich. Mit dem Deutschen Exilarchiv 1933 – 1945 und dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum verfügt die Deutsche Nationalbibliothek darüber hinaus über wertvolle und reichhaltige Sondersammlungen.
Das Deutsche Exilarchiv 1933 - 1945 befindet sich am Frankfurter Standort der Deutschen Nationalbibliothek. Es hat die Aufgabe, alle zwischen 1933 und 1945 von deutschsprachigen Emigranten im Ausland veröffentlichten Bücher und Broschüren zu sammeln. Zum Bestand zählen auch Exil-Zeitschriften sowie Nachlässe von deutschsprachigen Emigranten und Archive von Exilorganisationen.
Um die Medienwerke in ihrem Bestand auf Dauer zu erhalten und für die Allgemeinheit nutzbar zu machen setzt die Deutsche Nationalbibliothek auf präventiven Bestandsschutz. Dazu gehören die systematische Zustandserfassung sowie optimale Lagerungsbedingungen, informationssichernde Verfahren und der fachgerechte konservatorische Umgang mit Medienwerken.
Weitere Informationen
- Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK)
- Allianz Schriftliches Kulturgut Erhalten
- 11. Nationaler Aktionstag für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts
Kontakt
Ansprechpartnerin
Stephanie Preuss
s.preuss@dnb.de
Ansprechpartnerin
Dr. Sylvia Asmus
s.asmus@dnb.de
Kontakt: presse@dnb.de