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SchriftBild. Russische Avantgarde

Pressemitteilung vom: 27. Mai 2015

Ausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig

Vom 5. Juni bis zum 4. Oktober 2015 zeigt das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek die Ausstellung „SchriftBild. Russische Avantgarde“. Die Eröffnung der Ausstellung findet am Donnerstag, den 4. Juni um 19:30 Uhr im Museumsfoyer der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig statt.

Die Ausstellung „SchriftBild. Russische Avantgarde“ gibt einen Einblick in ein Jahrhundert-Experiment: Der bürgerlich-akademischen Kultur im Russland des beginnenden 20. Jahrhunderts setzen die Künstler der russischen Avantgarde eine Neudefinition von Kunst entgegen. Nicht nur der jahrhundertelang tradierte Unterschied von Hochkultur und Alltagskultur, auch die Grenzen zwischen den Künsten werden eingerissen. Sprache, Schrift und Bild verschmelzen zu einer Synthese, neue Zeichenwelten mit universellem Anspruch entstehen. In einer fieberhaften Suche nach einer neuen Bildsprache schlagen die Künstler Brücken zwischen technischem und kulturellem Fortschritt, erträumen eine dynamische Welt, in der Menschen Maschinen und Maschinen Menschen befeuern und schaffen visionäre bildliche Paradoxe.

Als die „neuen Wilden“ der russischen Kultur vor 100 Jahren ihre Kunst selbstbewusst „eine Ohrfeige“ gegen den bürgerlichen Geschmack ihrer Zeit nannten, ahnte die akademische Kunstwelt nicht, welchen Schlag ihr die Avantgardisten mit ihren Werken versetzen würden. Von der politischen Elite der jungen Sowjetunion anfangs als Propagandakunst neuen Typs bejubelt, fallen die Künstler der russischen Avantgarde in ihrer unbändigen Neuerungswut unter Stalin in Ungnade. Weder der theoretische Ansatz noch die umfassende Protestgeste der jungen Künstler passen zu der staatlich gesteuerten Agitationskunst des sowjetischen Realismus.

Der kulturelle Einfluss der russischen Avantgarde auf die aufkommende Moderne des 20. Jahrhunderts ist kaum hoch genug einzuschätzen: Weder Yves Klein noch Barnett Newman, Ad Reinhardt oder Donald Judd sind ohne diesen Modernisierungsschub denkbar. Die gestalterische Revolution der russischen Avantgarde überrascht auch 100 Jahre nach ihrer Entstehung durch eine unverwechselbare Modernität und „Unverbrauchtheit“ und wirkt in Kunst und Typografie, Malerei, Plakatdesign, Werbung und Buchgestaltung bis heute stilprägend.

Die Ausstellung „SchriftBild. Russische Avantgarde“ kann Dank der großzügigen Unterstützung zahlreicher russischer Leihgeber Arbeiten von allen wichtigen russischen Künstlern und Künstlerinnen der Zeit zeigen - darunter Vladimir Mayakovsky, Alexander Rodchenko, Natalia Gontcharova, Pavel Tretyakov und Varvara Stepanova. Die Schau, die das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek im Rahmen des vom Auswärtigen Amt initiierten Jahres der deutsch-russischen Literatur in Kooperation mit dem Staatlichen Museums- und Ausstellungszentrum ROSIZO, Moskau zeigt, gibt einen einmaligen Einblick in diese vielstimmige kulturelle Revolution am Beginn des 20. Jahrhunderts.

Leipzig – ehedem Hauptstadt des Buches und noch heute Hochburg der Typographie, die mit der Hochschule für Graphik und Buchkunst auch eine der wenigen typographischen Ausbildungsstätten beherbergt - ist der beste Ort für diese Ausstellung. Innerhalb des Themenspektrums des Deutschen Buch- und Schriftmuseums fügt sich das Thema „russische Avantgarde“ in einen Reigen von Ausstellungen, der sich in den nächsten Jahren den „Golden Twenties“ widmet. Ziel dieser Schwerpunktsetzung ist es, die Kultur dieses modernen und in der schillernden Fragilität besonders interessanten Jahrzehnts zu würdigen und im Vorfeld seiner 100. Wiederkehr Forschungen und Veröffentlichungen anzustoßen.

Begleitend zur Ausstellung erscheint unter demselben Titel ein Bilder- und Lesebuch zum Thema, das Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung der „Gesellschaft für das Buch e.V.“, dem Freundeskreis der Deutschen Nationalbibliothek, realisiert werden konnte. Das Buch hat 196 Seiten und bildet alle 160 Werke der Ausstellung ab.

SchriftBild. Russische Avantgarde

Ausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig
5. Juni bis 4. Oktober 2015
Dienstag bis Sonntag 10 - 18 Uhr, Donnerstag 10 - 20 Uhr, Feiertage (außer montags) 10 - 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Ausstellungseröffnung am 4. Juni um 19:30 Uhr

Begrüßung: Michael Fernau, Direktor der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig
Einführung: Dr. Stephanie Jacobs, Leiterin des Deutschen Buch- und Schriftmuseums
Zur Ausstellung: Faina Balakhovskaya, State Museum and Exhibition Center ROSIZO
Begleitprogramm: Axel Thielmann, Sprache und Gesang. Mit musikalischer Begleitung

Führungen durch die Ausstellung

25. Juni, 11 Uhr / 10. September, 11 Uhr / 29. September, 11 Uhr

Hintergrund

Das Buch hat wie kein anderes Medium unsere Kultur und Zivilisation geprägt: Seit Jahrhunderten wird unser Wissen über die Welt und über den Menschen in Büchern gespeichert. Die Sammlung, Ausstellung und wissenschaftliche Bearbeitung buch- und mediengeschichtlicher Zeugnisse ist die Aufgabe des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek. 1884 als Deutsches Buchgewerbemuseum in Leipzig gegründet gilt es als das weltweit älteste und nach Umfang und Qualität der Bestände als eines der bedeutendsten Museen auf dem Gebiet der Buchkultur.

Im Fokus steht das Buch mit seinen zahllosen Gesichtern: als geniale Formfindung und als Produkt wirtschaftlicher und technischer Prozesse, als gesellschaftliche Ikone und wichtigster Kulturträger, ebenso das Buch als Kunstwerk und als zensierter und verbrannter Ideenspeicher.

Kontakt

Ansprechpartnerin

Dr. Stephanie Jacobs

Tel.: +49 341 2271-575
s.jacobs@dnb.de

Kontakt: presse@dnb.de

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