Navigation und Service

Pressemitteilung vom: 5. März 2015

Kabinettausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums im Tresor der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig

Vom 11. März bis zum 6. September 2015 zeigt das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek die Ausstellung „Kafka im Künstlerbuch“. Die Eröffnung der Ausstellung findet am Dienstag, den 10. März um 19:30 Uhr im Museumsfoyer der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig statt.

Die Kabinettausstellung „Kafka im Künstlerbuch“ im Deutschen Buch- und Schriftmuseum widmet sich der Frage, wie sich bildende Künstler mit ihren Stilmitteln und Techniken den geheimnisvollen Texten Kafkas nähern. Der überbordende Bilderreichtum von Kafkas Texten hat zahlreiche Buchgestalter, Illustratoren und Typografen zur Auseinandersetzung mit den rätselhaften und skurrilen Texten des Prager Autors angeregt. Die Wurzeln der so entstandenen Werke liegen in der visuellen Suggestionskraft von Kafkas Sprache.

Zugleich erinnert die Schau an die große Tradition Leipzigs als Ort des Buches und der europäischen Literatur und an Kafkas Besuch in Leipzig am 29. Juni 1912, als er erstmals die Verleger Ernst Rowohlt und Kurt Wolff trifft. Die Ausstellung konzentriert sich dabei auf buchkünstlerische Anverwandlungen zu den wenigen Texten Kafkas, mit deren Veröffentlichung der Schriftsteller selbst – wenn auch mit großer Skepsis – einverstanden war. Es handelt sich um die Erzählungen „Das Urteil“, „Der Heizer“, „Die Verwandlung“, „In der Strafkolonie“, „Ein Hungerkünstler“ sowie die Sammelbände „Betrachtung“ und „Ein Landarzt“.

Der Schwerpunkt der Kabinettausstellung liegt auf Künstlerbüchern zu Texten Kafkas, aber auch Grafikmappen, bibliophile Ausgaben, Comics, typografische Arbeiten und Buchobjekte zeigen den bildkünstlerischen Umgang mit den rätselhaften Texten. Ob Alfred Hrdlicka den Odradek aus „Der Landarzt“ als glubschäugigen Mann mit Badekappenähnlichem Helm zeichnet oder Peter Collien ihn textgetreu, fast zärtlich als Garnrolle zeigt, ob Hans Peter Willberg Kafkas Texte zu skripturalen Sequenzen verdichtet oder der „Hungerkünstler“ als silberfarbenes Skelett in einer blechernen, mit Draht ausgeschlagenen Brotdose endet, ob Alfred Kubin die dunklen Gestalten aus „Ein Landarzt“ grafisch verschleiert oder der Comiczeichner Robert Crumb den Protagonisten Gregor Samsa in den furiosen Albtraum eines kleinbürgerlichen Dschungels jagt: Die Ausstellung versammelt Arbeiten, die das Bedrohungspotenzial von Kafkas Imaginationen in Bilder und optische Spuren verwandelt. So entsteht ein Panorama von „kafkaesken“ Bildern und Typen, das die Aktualität der Texte von Franz Kafka unterstreicht. Wenn der junge Autor seinem Mitschüler Oskar Pollack schreibt: „Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns“, so spiegelt die Kabinettausstellung „Kafka im Künstlerbuch“ die Wucht dieses Axtschlags und dessen Echo in den Arbeiten der Buchkünstler – auch ein Jahrhundert nach der Entstehung der Bücher.

Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung, die sich mit ihrem spezifischen Blick auf die jüdische Literaturtradition als kultureller Beitrag zur Leipziger Buchmesse mit dem diesjährigen Gastland Israel versteht, schaltet die Technische Universität Dresden Ihren „Kafka-Atlas“ frei – der erste Baustein des Portals „Geisteswissenschaften in Sachsen“.

Kafka im Künstlerbuch

Ausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums im Tresor der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig
11. März bis 6. September 2015
Dienstag bis Sonntag 10 - 18 Uhr, Donnerstag 10 - 20 Uhr, Feiertage (außer montags) 10 - 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Ausstellungseröffnung am 10. März um 19:30 Uhr

Begrüßung: Michael Fernau, Direktor der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig
Einführung: Dr. Stephanie Jacobs, Leiterin des Deutschen Buch- und Schriftmuseums
Vortrag Prof. Günter Karl Bose, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig: „Das nicht. Bitte das nicht!“ Von der Folgenlosigkeit einer Bitte
Begleitprogramm: Axel Thielmann, Sprache und Gesang, Tilo Augsten, Piano

Führungen durch die Ausstellung

26. März um 10:30 Uhr, 9. April um 17 Uhr, 22. April um 17 Uhr, 7. Mai um 10:30 Uhr, 28. Mai um 10:30 Uhr

Lesung

23. April, 21 und 22 Uhr: „Kafka im Kopf". Viertelstundenlesung im Dunkeln

Hintergrund

Das Buch hat wie kein anderes Medium unsere Kultur und Zivilisation geprägt: Seit Jahrhunderten wird unser Wissen über die Welt und über den Menschen in Büchern gespeichert. Die Sammlung, Ausstellung und wissenschaftliche Bearbeitung buch- und mediengeschichtlicher Zeugnisse ist die Aufgabe des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek. 1884 als Deutsches Buchgewerbemuseum in Leipzig gegründet gilt es als das weltweit älteste und nach Umfang und Qualität der Bestände als eines der bedeutendsten Museen auf dem Gebiet der Buchkultur.

Im Fokus steht das Buch mit seinen zahllosen Gesichtern: als geniale Formfindung und als Produkt wirtschaftlicher und technischer Prozesse, als gesellschaftliche Ikone und wichtigster Kulturträger, ebenso das Buch als Kunstwerk und als zensierter und verbrannter Ideenspeicher.

Kontakt

Ansprechpartnerin

Dr. Stephanie Jacobs

Tel.: +49 341 2271-575
s.jacobs@dnb.de

Kontakt: presse@dnb.de

nach oben