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Personalversammlung am 11.12.2024 in Leipzig

Die Lesesäle der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig öffnen am Mittwoch, den 11.12. wegen einer Personalversammlung erst ab 13 Uhr. Die Ausstellungen des Deutschen Buch- und Schriftmuseums sind von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Nachrichten aus den Exilsammlungen

Ausschnitt der illustrierten Titelseite des London Diary von Lili Cassel. Ein zeichnendes Mädchen sitzt zwischen Wolken vermutlich auf einem Sperrballon zur Abwehr von Luftangriffen. Die Illustrationen sind mit Tusche und Wasserfarben gemalt.

Chronistin ihres Jahrhunderts - Anja Lundholm zum 90. Geburtstag

Am 28. April 2008 hätte die im August 2007 in Frankfurt am Main verstorbene Schriftstellerin Anja Lundholm ihren 90. Geburtstag feiern können.
In ihren Büchern wurde die Schriftstellerin, die zur Zeit der NS-Herrschaft als Widerstandskämpferin und als „Halbjüdin“ verfolgt worden war, zu einer „Zeugin des Schreckens und Chronistin der größten Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ (Spiegel online).

Als Helga Erdtmann wurde sie am 28. April 1918 in Düsseldorf geboren. Ihre Mutter stammte aus einer jüdischen Bankiersfamilie aus Darmstadt; der Vater, von Beruf Apotheker, wandelte sich vom Deutschnationalen zum überzeugten Nationalsozialisten und trat 1934 der SS bei. Unter zunehmend schwierigen Bedingungen studierte die talentierte junge Frau von 1936 bis 1939 Gesang und Schauspiel in Berlin; auch erhielt sie kleine Rollen in Filmen der Ufa. 1941 konnte sie mit Hilfe gefälschter Papiere nach Italien entkommen; ihre Mutter hatte 1938 nach dem Novemberpogrom Selbstmord begangen. In Rom schloss sich Helga Erdtmann einer Widerstandsgruppe an. Kurz nach der Geburt ihrer Tochter wurde sie 1943, nicht zuletzt aufgrund der Denunziation durch ihren Vater, von der Gestapo verhaftet, zum Tode verurteilt und im Frühjahr 1944 in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert. Bei der Evakuierung des KZ-Außenlagers im April 1945 konnte sie fliehen und gelangte mit Hilfe des Roten Kreuzes nach Belgien; hier lernte sie den schwedischen Kaufmann Lundholm, ihren künftigen Ehemann, kennen. Nach ihrer Scheidung kehrte sie 1953 nach Deutschland zurück, wo sie in Frankfurt am Main als Übersetzerin und freie Schriftstellerin lebte.

Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1961 war es Anja Lundholm möglich, das erlebte Grauen in überwiegend autobiografischen Romanen schriftstellerisch zu verarbeiten, darunter „Morgen Grauen“ (1970) und „Jene Tage in Rom“ (1982). In ihrem bekanntesten Buch, dem 1988 erschienenen Roman „Das Höllentor“, beschreibt sie ihre Haft im KZ Ravensbrück.

Erst in den 1990er Jahren wurde Anja Lundholm von der Literaturkritik und der literarischen Öffentlichkeit zunehmend beachtet. Zu ihren zahlreichen Auszeichnungen gehörten der Hans-Sahl-Preis für ihr Gesamtwerk (1997) und die Wilhelm-Leuschner-Medaille des Landes Hessen (1998). Die Stadt Frankfurt am Main verlieh ihr 1993 die Johanna-Kirchner-Medaille und 1998 die Goetheplakette.
Damals war Anja Lundholm schon von ihrer schweren Krankheit, die sie auf ihre KZ-Haft zurückführte, gezeichnet. Am 4. August 2007 ist sie in Frankfurt am Main verstorben.

Dem Deutschen Exilarchiv 1933–1945 überließ Anja Lundholm im Jahre 1991 einen kleinen Teilnachlass, darunter Briefe bekannter Persönlichkeiten, unter anderem von Jean Améry, Walter A. Berendsohn, Hans Habe und Ephraim Kishon. Bis in ihre letzten Lebensjahre standen Kolleginnen des Deutschen Exilarchivs 1933–1945 mit ihr in telefonischer und schriftlicher Verbindung.

Blätterfunktion

Inhalt des Dossiers

  1. Hans Günter Flieg (1923–2024) – In memoriam
  2. Dr. Ruth K. Westheimer (1928–2024) – in memoriam
  3. Guy Stern (1922–2023) – in memoriam
  4. Trude Simonsohn (1921-2022) – in memoriam
  5. „Kinderemigration aus Frankfurt am Main. Geschichten der Rettung, des Verlusts und der Erinnerung"
  6. Fragebögen als Quelle zur Erforschung des deutschsprachigen Exils – Am Beispiel von Alfred Kantorowicz
  7. Professor Dr. John M. Spalek (1928-2021) in memoriam
  8. Lieselotte Maas (1937-2020) – In memoriam
  9. Ruth Klüger (1931-2020) – In memoriam
  10. „Was soll ich kochen?“ – Rezepte aus dem Deutschen Exilarchiv 1933-1945
  11. Hellmut Stern (1928-2020) – In memoriam
  12. Thomas Mann: Deutsche Hörer! – Hörstation Exil 1933-1945 vor der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt eingeweiht
  13. Ausstellungskatalog „Exil. Erfahrung und Zeugnis“ erscheint
  14. Themenschwerpunkt Exil: Das Geschichtsmagazin „Damals“ erscheint in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Exilarchiv 1933–1945
  15. Dora Schindel (1915–2018) – In memoriam
  16. Werner Berthold (1921–2017) – In memoriam
  17. Rolf Kralovitz (1925 - 2015) – In memoriam
  18. Buddy Elias – In memoriam
  19. Künste im Exil - virtuelle Ausstellung und Netzwerk
  20. Brigitte Kralovitz-Meckauer (1925–2014) – In memoriam
  21. Ludwig Werner Kahn - zum 100. Geburtstag
  22. Verleihung der Goethe-Medaille und der Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft für Exilforschung e.V. an Professor John M. Spalek
  23. „Nestor der deutschen Finanzwissenschaft“ - Fritz Neumark zum 110. Geburtstag
  24. Büchergeschenk für die Deutsche Nationalbibliothek
  25. „Als Gefangene bei Stalin und Hitler“ - Margarete Buber-Neumann zum 20. Todestag
  26. Begründer der Futurologie - Ossip K. Flechtheim zum 100. Geburtstag
  27. Zum Tod der Lyrikerin Emma Kann
  28. Nestor der Exilforschung 1933-1945 in den USA - zum 80. Geburtstag von Prof. Dr. John M. Spalek
  29. Vorlass des Politologen John G. Stoessinger im Deutschen Exilarchiv 1933-1945
  30. Lili Cassel Wronker: A London Diary, 1939–1940
  31. Chronistin ihres Jahrhunderts - Anja Lundholm zum 90. Geburtstag
  32. Reichsausbürgerungskartei
  33. Das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 erwirbt den umfangreichen Nachlass des Hethitologen Hans Gustav Güterbock (1908–2000)
  34. Geneviève Pitot: Der Mauritius-Schekel

Letzte Änderung: 06.01.2022
Kurz-URL: https://www.dnb.de/deanachrichten

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