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Nachrichten aus den Exilsammlungen

Ausschnitt der illustrierten Titelseite des London Diary von Lili Cassel. Ein zeichnendes Mädchen sitzt zwischen Wolken vermutlich auf einem Sperrballon zur Abwehr von Luftangriffen. Die Illustrationen sind mit Tusche und Wasserfarben gemalt.

Nestor der Exilforschung 1933-1945 in den USA - zum 80. Geburtstag von Prof. Dr. John M. Spalek

Seit nahezu vierzig Jahren engagiert sich Prof. Dr. John M. Spalek führend in der Erforschung des deutschsprachigen Exils in den USA.
Nach Abschluss des Studiums der Germanistik an der Stanford University, Kalifornien, war John M. Spalek an der University of Southern California in Los Angeles und der State University of New York in Albany tätig. Bereits zu Beginn der 1970er Jahre begann er, Materialien deutschsprachiger Emigranten in den USA zu lokalisieren und zu beschreiben.

In vier Bänden erschien von 1978 bis 1997 sein „Guide to the Archival Materials of the German-speaking Emigration to the United States after 1933“ im Verlag K. G. Saur, München. Dabei hat sich Spalek nicht nur auf seine eigene Disziplin, die Literaturwissenschaft, konzentriert, sondern neben Unterlagen von Schriftstellern auch Nachlässe von politischen Publizisten, Künstlern und Wissenschaftlern erfasst. Somit schufen diese Bände die Voraussetzung für die systematische Erforschung des erzwungenen geistigen Transfers in seiner ganzen Breite, der einzigartig in der Geschichte des 20. Jahrhunderts ist.

Seine Zusammenarbeit mit der Deutschen Nationalbibliothek geht bis in die frühen 1970er Jahre zurück. Seit 13 Jahren arbeitet Prof. Spalek im Rahmen von Erwerbungsprojekten mit dem Deutschen Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek zusammen, anfangs unterstützt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, in der Folge von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, der Robert Bosch-Stiftung und der Hamburger Stiftung für Wissenschaft und Kultur. 76 Nachlässe und Teilnachlässe emigrierter Wissenschaftler, Publizisten, Schriftsteller und Künstler in den USA hat er seitdem in das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 gebracht. Darunter waren zum Beispiel die Nachlässe der Soziologen Joseph und Alice Maier, des Politologen Sigmund Neumann, der Schriftsteller Soma Morgenstern und Ivan Heilbut, des Altphilologen Ernst Moritz Manasse, des Hethitologen Hans Gustav Güterbock sowie das Archiv des „Aufbau“, New York.
Anlässlich seines 80. Geburtstags erscheint die von Jörg Thunecke und Wulf Koepke herausgegebene Festschrift „Preserving the Memory of Exile“ in der Edition Refugium, Nottingham.
Geehrt wird Professor Spalek nicht nur für seine Verdienste bei der Beschreibung und Sicherung der Quellen, sondern auch für seine Leistungen als Forscher. In dem von ihm, Konrad Feilchenfeld und Sandra Hawrylchak herausgegebenen Sammelwerk "Deutschsprachige Emigration 1933–1945" in den USA werden in Aufsätzen und Bibliografien zahlreiche bekannte und auch weniger bekannte, aber gleichwohl bedeutende Schriftsteller, Publizisten und Kulturwissenschaftler vorgestellt. Zu Spaleks weiteren Arbeiten zählt ein „bibliographisches Handbuch“ zu Lion Feuchtwanger in 4 Bänden, das 2004 abgeschlossen wurde. Auch in zahlreichen Arbeiten seiner Schüler wirken seine Anregungen und sein Einfluss fort.

Nicht allein unter wissenschaftlichem Aspekt kommt Professor Spaleks Engagement der Nachlasssicherung und der Herausgabe von Sammelbänden zur deutschsprachigen Exilliteratur in den USA große Bedeutung zu. Wie Roland Jaeger bemerkt, verbindet sich für Spalek mit der Exilforschung „nicht nur ein fachlicher Auftrag, sondern auch eine politisch-moralische Mission“ (R. Jaeger: Im Einsatz für das Exil. John M. Spaleks Studienreihe zur deutschsprachigen Exilliteratur in den USA kommt zum Abschluss. In: Aufbau, No. 21, Oct. 30, 2003).

Blätterfunktion

Inhalt des Dossiers

  1. Hans Günter Flieg (1923–2024) – In memoriam
  2. Dr. Ruth K. Westheimer (1928–2024) – in memoriam
  3. Guy Stern (1922–2023) – in memoriam
  4. Trude Simonsohn (1921-2022) – in memoriam
  5. „Kinderemigration aus Frankfurt am Main. Geschichten der Rettung, des Verlusts und der Erinnerung"
  6. Fragebögen als Quelle zur Erforschung des deutschsprachigen Exils – Am Beispiel von Alfred Kantorowicz
  7. Professor Dr. John M. Spalek (1928-2021) in memoriam
  8. Lieselotte Maas (1937-2020) – In memoriam
  9. Ruth Klüger (1931-2020) – In memoriam
  10. „Was soll ich kochen?“ – Rezepte aus dem Deutschen Exilarchiv 1933-1945
  11. Hellmut Stern (1928-2020) – In memoriam
  12. Thomas Mann: Deutsche Hörer! – Hörstation Exil 1933-1945 vor der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt eingeweiht
  13. Ausstellungskatalog „Exil. Erfahrung und Zeugnis“ erscheint
  14. Themenschwerpunkt Exil: Das Geschichtsmagazin „Damals“ erscheint in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Exilarchiv 1933–1945
  15. Dora Schindel (1915–2018) – In memoriam
  16. Werner Berthold (1921–2017) – In memoriam
  17. Rolf Kralovitz (1925 - 2015) – In memoriam
  18. Buddy Elias – In memoriam
  19. Künste im Exil - virtuelle Ausstellung und Netzwerk
  20. Brigitte Kralovitz-Meckauer (1925–2014) – In memoriam
  21. Ludwig Werner Kahn - zum 100. Geburtstag
  22. Verleihung der Goethe-Medaille und der Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft für Exilforschung e.V. an Professor John M. Spalek
  23. „Nestor der deutschen Finanzwissenschaft“ - Fritz Neumark zum 110. Geburtstag
  24. Büchergeschenk für die Deutsche Nationalbibliothek
  25. „Als Gefangene bei Stalin und Hitler“ - Margarete Buber-Neumann zum 20. Todestag
  26. Begründer der Futurologie - Ossip K. Flechtheim zum 100. Geburtstag
  27. Zum Tod der Lyrikerin Emma Kann
  28. Nestor der Exilforschung 1933-1945 in den USA - zum 80. Geburtstag von Prof. Dr. John M. Spalek
  29. Vorlass des Politologen John G. Stoessinger im Deutschen Exilarchiv 1933-1945
  30. Lili Cassel Wronker: A London Diary, 1939–1940
  31. Chronistin ihres Jahrhunderts - Anja Lundholm zum 90. Geburtstag
  32. Reichsausbürgerungskartei
  33. Das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 erwirbt den umfangreichen Nachlass des Hethitologen Hans Gustav Güterbock (1908–2000)
  34. Geneviève Pitot: Der Mauritius-Schekel

Letzte Änderung: 06.01.2022
Kurz-URL: https://www.dnb.de/deanachrichten

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