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Nachrichten aus den Exilsammlungen

Ausschnitt der illustrierten Titelseite des London Diary von Lili Cassel. Ein zeichnendes Mädchen sitzt zwischen Wolken vermutlich auf einem Sperrballon zur Abwehr von Luftangriffen. Die Illustrationen sind mit Tusche und Wasserfarben gemalt.

Brigitte Kralovitz-Meckauer (1925–2014) – In memoriam

„Mit 5 lebte ich mit meinen Eltern in Deutschland, mit 10 Jahren in Italien, mit 15 in Frankreich, mit 20 in der Schweiz, mit 25 in den USA, mit 30 wieder in Deutschland. Seitdem war ich, zusammen mit meinem Mann, den ich in New York geheiratet habe, erst in München und bin nun seit Jahrzehnten in Köln, wo wir ein neues Zuhause gefunden haben. Niemand, sofern er uns nicht näher kennt, sieht uns unsere bewegte Vergangenheit an", schrieb Brigitte Kralovitz-Meckauer im Vorwort zu ihren Lebenserinnerungen "Summary of my life“. (Foto: Photo-PINI-Optik, München)

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierten ihre Eltern, der Schriftsteller Walter Meckauer und seine Frau Lotte mit ihrer Tochter zunächst in die Schweiz und von dort weiter nach Italien, wo sie bis 1939 blieben. Nachdem Italien immer stärker durch antisemitische Maßnahmen geprägt wurde und ausländischen Juden die Ausweisung drohte, waren die Meckauers erneut zur Weiteremigration gezwungen. Im Juni 1939 erreichten sie Frankreich, wo Walter Meckauer zeitweise in Les Milles, Lotte und Brigitte Meckauer im Frauen-Lager Gurs interniert wurden. Aus Frankreich flüchteten sie 1942 über die grüne Grenze in die Schweiz, wo sie die nächsten Jahre verbrachten. Nach Kriegsende gelang es Brigitte Meckauer an einer Dolmetscherschule in Genf aufgenommen zu werden. Ihr fehlendes Abitur hatte sie durch ihre Sprachenkenntnisse, die sie sich durch die vielfachen Ortswechsel angeeignet hatte, ausgleichen können. 1947 entschloss sich die Familie Meckauer zur Auswanderung in die USA. In New York fand Brigitte Meckauer nach kurzer Zeit Beschäftigung als Übersetzerin im Antiquariat des aus Wien emigrierten Herbert Reichner.
In der Theatergruppe des „New World Club“ lernte Brigitte Meckauer 1951 den Schauspieler Rolf Kralovitz kennen, den sie 1952 heiratete. Kralovitz, der von 1943–1945 im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert gewesen war, war wenige Jahre nach Kriegsende in die USA ausgewandert.
Nachdem Walter und Lotte Meckauer 1952 wieder nach Deutschland zurückgekehrt waren, folgten Rolf und Brigitte Kralovitz-Meckauer ihnen kurze Zeit später nach. Nach einer Station in München ließen sie sich in Köln nieder, wo Rolf Kralovitz bis zu seiner Erblindung Produktionsleiter beim WDR und Brigitte Meckauer als Übersetzerin tätig war.
Als Autorenteam arbeiteten beide gemeinsam daran, Rolf Kralovitz’ Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus in einem Hörspiel und in Rundfunk-Features umzusetzen. Mit Publikationen und Bildungsarbeit setzten sie sich gegen das Vergessen und für Demokratie ein. 1982 erschien Brigitte Meckauers Publikation "Die Zeit mit meinem Vater", 2007 ihr Erinnerungsband „Summary of my life“.
Die für ihr Engagement gemeinsam mit ihrem Mann mit dem Bundesverdienstkreuz und der Ehrenmedaille der Stadt Leipzig ausgezeichnete Übersetzerin und Autorin ist am 19. Januar 2014 in Köln gestorben.
Dem Deutschen Exilarchiv 1933–1945 war Brigitte Kralovitz-Meckauer viele Jahre verbunden. So hat sie dem Archiv bereits zu Lebzeiten Unterlagen zu ihrer Biografie sowie einen Teilnachlass mit Papieren ihres Vaters Walter Meckauer überlassen.

Blätterfunktion

Inhalt des Dossiers

  1. Dr. Ruth K. Westheimer (1928–2024) – in memoriam
  2. Guy Stern (1922–2023) – in memoriam
  3. Trude Simonsohn (1921-2022) – in memoriam
  4. „Kinderemigration aus Frankfurt am Main. Geschichten der Rettung, des Verlusts und der Erinnerung"
  5. Fragebögen als Quelle zur Erforschung des deutschsprachigen Exils – Am Beispiel von Alfred Kantorowicz
  6. Professor Dr. John M. Spalek (1928-2021) in memoriam
  7. Lieselotte Maas (1937-2020) – In memoriam
  8. Ruth Klüger (1931-2020) – In memoriam
  9. „Was soll ich kochen?“ – Rezepte aus dem Deutschen Exilarchiv 1933-1945
  10. Hellmut Stern (1928-2020) – In memoriam
  11. Thomas Mann: Deutsche Hörer! – Hörstation Exil 1933-1945 vor der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt eingeweiht
  12. Ausstellungskatalog „Exil. Erfahrung und Zeugnis“ erscheint
  13. Themenschwerpunkt Exil: Das Geschichtsmagazin „Damals“ erscheint in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Exilarchiv 1933–1945
  14. Dora Schindel (1915–2018) – In memoriam
  15. Werner Berthold (1921–2017) – In memoriam
  16. Rolf Kralovitz (1925 - 2015) – In memoriam
  17. Buddy Elias – In memoriam
  18. Künste im Exil - virtuelle Ausstellung und Netzwerk
  19. Brigitte Kralovitz-Meckauer (1925–2014) – In memoriam
  20. Ludwig Werner Kahn - zum 100. Geburtstag
  21. Verleihung der Goethe-Medaille und der Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft für Exilforschung e.V. an Professor John M. Spalek
  22. „Nestor der deutschen Finanzwissenschaft“ - Fritz Neumark zum 110. Geburtstag
  23. Büchergeschenk für die Deutsche Nationalbibliothek
  24. „Als Gefangene bei Stalin und Hitler“ - Margarete Buber-Neumann zum 20. Todestag
  25. Begründer der Futurologie - Ossip K. Flechtheim zum 100. Geburtstag
  26. Zum Tod der Lyrikerin Emma Kann
  27. Nestor der Exilforschung 1933-1945 in den USA - zum 80. Geburtstag von Prof. Dr. John M. Spalek
  28. Vorlass des Politologen John G. Stoessinger im Deutschen Exilarchiv 1933-1945
  29. Lili Cassel Wronker: A London Diary, 1939–1940
  30. Chronistin ihres Jahrhunderts - Anja Lundholm zum 90. Geburtstag
  31. Reichsausbürgerungskartei
  32. Das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 erwirbt den umfangreichen Nachlass des Hethitologen Hans Gustav Güterbock (1908–2000)
  33. Geneviève Pitot: Der Mauritius-Schekel

Letzte Änderung: 06.01.2022
Kurz-URL: https://www.dnb.de/deanachrichten

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