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Nachrichten aus den Exilsammlungen

Ausschnitt der illustrierten Titelseite des London Diary von Lili Cassel. Ein zeichnendes Mädchen sitzt zwischen Wolken vermutlich auf einem Sperrballon zur Abwehr von Luftangriffen. Die Illustrationen sind mit Tusche und Wasserfarben gemalt.

Werner Berthold (1921–2017) – In memoriam

Am 29. März 2017 ist Werner Berthold in Frankfurt am Main verstorben. Herr Berthold leitete von 1959 bis 1984 das heutige Deutsche Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek. Mit Ausstellungen und Veröffentlichungen und durch seine Mitarbeit in Fachgremien gab er der Exilforschung wichtige Impulse zur Erforschung des deutschsprachigen Exils in der Bundesrepublik Deutschland.

Werner Berthold wurde 1921 in Auerbach im Vogtland geboren. Er studierte an der Universität Leipzig Geschichte, Literatur und Philosophie, wandte sich dann jedoch schon bald dem Bibliothekswesen zu. 1953 wurde er mit einer Arbeit über E.T.A. Hoffmann promoviert.

Nach Stationen an der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden und der Deutschen Staatsbibliothek in Berlin war er von November 1957 bis März 1984 an der Deutschen Nationalbibliothek tätig. Von 1959 an leitete er dort das heutige Deutsche Exilarchiv 1933–1945. Werner Berthold hat die von Hanns W. Eppelsheimer, dem ersten Direktor der Deutschen Bibliothek, Ende der 1940er Jahre gemeinsam mit Exilierten in der Schweiz begründete "Emigrantenbibliothek" weiter ausgebaut und den Weg für die international anerkannte Sammel- und Forschungsstätte bereitet, die das heutige Deutsche Exilarchiv 1933–1945 darstellt.

Seine 1965 eröffnete Ausstellung "Exilliteratur 1933–1945" gab wesentliche Impulse zur Erforschung des deutschsprachigen Exils in der Bundesrepublik Deutschland. Aus der "bibliothekarischen Passivität herauszutreten [...] und das Material sozusagen den Wissenschaftlern unübersehbar in den Weg zu legen", sei ein Ziel der Ausstellung gewesen, formulierte Werner Berthold im Rückblick. In einer Zeit, in der die Themen Exil und Emigration in der Bundesrepublik Deutschland noch wenig erforscht und weitgehend ausgeblendet waren, keine Selbstverständlichkeit.

Mit weiteren Ausstellungen und Veröffentlichungen und durch seine Mitarbeit in Fachgremien gab Werner Berthold der Exilforschung auch in den folgenden Jahren wichtige Anstöße. So war das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 an den Gemeinschaftsprojekten zur Erschließung der politischen und literarischen Quellen des deutschsprachigen Exils beteiligt und durch Werner Berthold 1972 auf dem "II. Internationalen Symposium zur Erforschung des deutschsprachigen Exils nach 1933" in Kopenhagen vertreten – wichtige Meilensteine in der Geschichte der Exilforschung.
Auch nach seiner Pensionierung blieb Werner Berthold dem Deutschen Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek stets verbunden, wie seine zahlreichen Besuche des Hauses und der Veranstaltungen in der Bibliothek zeigten.

Am 29. März 2017 ist Werner Berthold in Frankfurt am Main verstorben. Die Deutsche Nationalbibliothek, besonders das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 werden ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren.

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Inhalt des Dossiers

  1. Dr. Ruth K. Westheimer (1928–2024) – in memoriam
  2. Guy Stern (1922–2023) – in memoriam
  3. Trude Simonsohn (1921-2022) – in memoriam
  4. „Kinderemigration aus Frankfurt am Main. Geschichten der Rettung, des Verlusts und der Erinnerung"
  5. Fragebögen als Quelle zur Erforschung des deutschsprachigen Exils – Am Beispiel von Alfred Kantorowicz
  6. Professor Dr. John M. Spalek (1928-2021) in memoriam
  7. Lieselotte Maas (1937-2020) – In memoriam
  8. Ruth Klüger (1931-2020) – In memoriam
  9. „Was soll ich kochen?“ – Rezepte aus dem Deutschen Exilarchiv 1933-1945
  10. Hellmut Stern (1928-2020) – In memoriam
  11. Thomas Mann: Deutsche Hörer! – Hörstation Exil 1933-1945 vor der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt eingeweiht
  12. Ausstellungskatalog „Exil. Erfahrung und Zeugnis“ erscheint
  13. Themenschwerpunkt Exil: Das Geschichtsmagazin „Damals“ erscheint in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Exilarchiv 1933–1945
  14. Dora Schindel (1915–2018) – In memoriam
  15. Werner Berthold (1921–2017) – In memoriam
  16. Rolf Kralovitz (1925 - 2015) – In memoriam
  17. Buddy Elias – In memoriam
  18. Künste im Exil - virtuelle Ausstellung und Netzwerk
  19. Brigitte Kralovitz-Meckauer (1925–2014) – In memoriam
  20. Ludwig Werner Kahn - zum 100. Geburtstag
  21. Verleihung der Goethe-Medaille und der Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft für Exilforschung e.V. an Professor John M. Spalek
  22. „Nestor der deutschen Finanzwissenschaft“ - Fritz Neumark zum 110. Geburtstag
  23. Büchergeschenk für die Deutsche Nationalbibliothek
  24. „Als Gefangene bei Stalin und Hitler“ - Margarete Buber-Neumann zum 20. Todestag
  25. Begründer der Futurologie - Ossip K. Flechtheim zum 100. Geburtstag
  26. Zum Tod der Lyrikerin Emma Kann
  27. Nestor der Exilforschung 1933-1945 in den USA - zum 80. Geburtstag von Prof. Dr. John M. Spalek
  28. Vorlass des Politologen John G. Stoessinger im Deutschen Exilarchiv 1933-1945
  29. Lili Cassel Wronker: A London Diary, 1939–1940
  30. Chronistin ihres Jahrhunderts - Anja Lundholm zum 90. Geburtstag
  31. Reichsausbürgerungskartei
  32. Das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 erwirbt den umfangreichen Nachlass des Hethitologen Hans Gustav Güterbock (1908–2000)
  33. Geneviève Pitot: Der Mauritius-Schekel

Letzte Änderung: 06.01.2022
Kurz-URL: https://www.dnb.de/deanachrichten

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