Fonts for Freedom
Foto: DNB, Daniela Lang
30. Mai 2019 bis zum 6. September 2020 // Foyerpräsentation
Das Verbot von Zeitungen und Verlagen bedroht das kostbarste Gut von Demokratien: die Möglichkeit, seine Meinung frei äußern zu können. Ob in der Türkei, Aserbaidschan, Kambodscha oder Tansania: Allein im letzten Jahr wurden weltweit hunderte Journalist*innen verhaftet. Ebenso viele Medienorganisationen wurden zensiert oder geschlossen. Darunter etliche Zeitungen.
Mit der Aktion „Fonts for Freedom“ von Reporter ohne Grenzen hat die Buchstadt Leipzig mit dem Gutenberg-Preis 2019 eine hochaktuelle Initiative ausgezeichnet: „Fonts for Freedom“ rekonstruiert die Schriften weltweit verbotener und geschlossener Tageszeitungen. Gemeinsam mit der Agentur Serviceplan Campaign Hamburg stellt sie die Schriften geschlossener Tageszeitungen kostenfrei ins Netz. Damit setzt die Aktion ein Zeichen gegen die weltweit zunehmende Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit.
Die Arbeit der NGO rückt die verbotenen Zeitungen und den Mut von Journalist*innen - und mit ihnen das Thema Zensur - in den Fokus der Öffentlichkeit. Zugleich macht „Fonts for Freedom“ die Typografie zu einer Botschafterin für das freie Wort und interpretiert die Tradition des Gutenberg-Preises zeitgenössisch. Denn wie vor mehr als 550 Jahren steht auch heute noch der vervielfältigte Buchstabe für das freie Wort. Wird das Wort verboten, ist die Freiheit in Gefahr.
Die Ausstellung zeigt die vielfältigen Aktionen der Initiative „Fonts for Freedom“. Zu sehen sind Plakataktionen zum Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Recep Erdoğan in Berlin, Schriften verbotener Zeitungen sowie Filmdokumentationen. Eigens für die Ausstellung hat „Reporter ohne Grenzen“ eine Zeitung hergestellt, in der die unterschiedlichen Aktionen von "Fonts for Freedom" erläutert und historisch eingebettet werden. Besucherinnen und Besucher*innen können diese mitnehmen und so zur Verbreitung der Idee beitragen.
Thematisch knüpft die Präsentation an die medienhistorische Dauerausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums an, die dem Thema Zensur ein zentrales Kapitel widmet. 20 Biografien zensierter Bücher vom 16. Jahrhundert bis heute zeigen nicht zuletzt die Doppelgesichtigkeit der Zensur. Einerseits als – im Extremfall: tödliche – Beschneidung der Meinungs- und Pressefreiheit durch ideologische Anmaßung und autokratisches Gewaltmonopol. Andererseits als Maßnahme zur Wahrung von Persönlichkeitsrechten und zum Jugendschutz. Die Ausstellung versteht sich auf diese Weise als Anregung, über die Freiheit des Wortes nachzudenken und über deren Bedeutung für die Demokratie ins Gespräch zu kommen.
Zur Webseite „Fonts for Freedom“
Letzte Änderung:
09.06.2021