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Handschriften, Inkunabeln, Renaissancedrucke, Künstlerbücher und wertvolle Bucheinbände – diese besonderen Bestände befinden sich in den Musealen Buchsammlungen des Deutschen Buch- und Schriftmuseums. 1886 kaufte der sächsische Staat für das gerade gegründete Museum 3.000 historische Drucke des Dresdner Schneiders, Verlegers und Büchersammlers Heinrich Klemm an. Die Klemm-Sammlung bildet den Grundstock für den umfangreichen musealen Buchbestand.

Klemm-Sammlung

Mit 67.000 musealen Drucken, Handschriften und buchhistorischer Fachliteratur ist die Klemm-Sammlung heute die größte buchhistorische Sammlung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums. Darunter befinden sich 23.000 museale Drucke vom 15. bis zum 21. Jahrhundert. Zu den musealen Buchbeständen zählen seltene Handschriften, einzigartige Frühdrucke – sogenannte Inkunabeln –, Orientalia und künstlerische Druckwerke. Stetig kommen neue Werke hinzu, auch fremdsprachige Titel, originalgrafische Mappenwerke sowie Künstler- und Unikatbücher.

Heinrich Klemm (1819–1886) war ein Dresdner Schneider, der später auch als Verleger und Büchersammler aktiv wurde. Er begann seine publizistische Karriere mit Lehrbüchern zur Schneiderkunst und gründete 1850 den H. Klemm Verlag. Das Unternehmen war sehr erfolgreich. Sein Vermögen legte Klemm in einer großen Büchersammlung an. Sein Augenmerk galt insbesondere Inkunabeln und europäischen Erstdrucken. Der sächsische Staat erwarb 1886 diese 3.000 Bücher umfassende Sammlung und legte damit den Grundstein für das Deutsche Buch- und Schriftmuseum.

Bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg erlitt das Museum schwere Verluste. Wertvolle Handschriften und Inkunabeln der Klemm-Sammlung, darunter auch eine 42-zeilige Gutenberg-Bibel auf Pergament, wurden daraufhin auf Schloss Rauenstein ins Erzgebirge ausgelagert. Von dort brachte sie eine sogenannte Trophäenkommission der sowjetischen Streitkräfte nach Moskau, wo sich diese Bestände bis heute in der Russischen Staatsbibliothek befinden.

Buchrücken der Klemm-Sammlung im Magazin Foto: DNB, Cornelia Ranft

Der 2009 ins Leben gerufene Deutsch-Russische Bibliotheksdialog, der gemeinsame Projekte zu kriegsbedingt verlagertem Kulturgut initiiert, hat diese Objekte in den Blick genommen. Nach 1950 wurde die Klemm-Sammlung durch erhalten gebliebene Bestände des Deutschen Buchgewerbevereins ergänzt. Auch heute wird die Sammlung weiterhin nach den Sammelkriterien Heinrich Klemms erweitert.

Kontakt: Bettina Rüdiger

Die Klemm-Sammlung in Bildern

Becher-Sammlung in Moskau

Die Sammlung historischer Bucheinbände stammt von Karl David Becher – Arzt, Kunstsammler und Bibliophiler. 1911 erwarb das Buchgewerbemuseum diese besonders schönen Einbände zur Ergänzung der Klemm-Sammlung. Hervorragende französische und englische Arbeiten des 17. und 18. Jahrhunderts, aber auch Anschauungsbeispiele früherer Epochen und aus anderen Ländern kamen so in das Museum.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurden 382 Bände von einer sogenannten Trophäenkommission der sowjetischen Streitkräfte nach Moskau überführt. Nur wenige Exemplare verblieben im Museum.

Kontakt: Bettina Rüdiger

Sammlung Künstlerische Drucke

45.000 museale Objekte zählt die Sammlung Künstlerische Drucke. Die Werke ermöglichen einen einmaligen Einblick in die Geschichte der Buchgestaltung im 20. und 21. Jahrhundert.

Die Entscheidung für den Aufbau der Sammlung durch die Deutsche Bücherei fiel am Anfang des 20. Jahrhunderts, angeregt durch die Deutsche Buchkunstbewegung dieser Zeit.

Bibliophile Drucke, Mappenwerke mit Originalgrafik und wertvolle Faksimile-Ausgaben stellte man ab 1917 gesondert auf. Später erweiterte man diese um das schöne Gebrauchsbuch. Als das Deutsche Buch- und Schriftmuseum 1950 der Deutschen Bücherei Leipzig angegliedert wurde, ordnete man die Sammlung Künstlerische Drucke dem Museum zu. Zeitlich gesehen bildet sie die Fortsetzung der Klemm-Sammlung.

Der Bestand der Sammlung Künstlerische Drucke

Zur Sammlung Künstlerische Drucke zählen viele unterschiedliche Bestandsgruppen. Einige davon haben wir für Sie in einer Katalogsuche zusammengefasst:

  • Beispiele zur Buchgestaltung des 20./21. Jahrhunderts in Deutschland
  • Künstlerbücher

  • Pressendrucke: gedruckte Bücher hoher Qualität auf mechanischen Handpressen (zum Beispiel: Kniehebelpressen, Andruckpressen)
  • Schutzumschläge
  • Rund 5.000 Kunstblätter
  • Internationale Buchkunstbeispiele der Ausstellung „Schönste Bücher aus aller Welt"
  • Die Stiftung Buchkunst und die Veröffentlichungen des Wettbewerbs „Schönste Deutsche Bücher"

Die Sammlung Künstlerische Drucke in Bildern

Karel Capek. Der Krieg mit den Molchen, schönstes Buch der DDR 1987 Foto: PUNCTUM/ Bertram Kober

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Sammlung Stiftung Buchkunst

Ein Schwerpunkt der Sammlungen des Deutschen Buch- und Schriftmuseums liegt auf dem Buch als ästhetisch-gestalterischem Objekt. Daher bewahrt das Museum seit fast 100 Jahren das Bucharchiv der Stiftung Buchkunst und ihrer Vorgängerinstitutionen. In nationalen und internationalen Wettbewerben wurden erstmals 1929 die „schönsten Bücher“ gekürt. Noch heute werden sie jährlich in den Kategorien „Die schönsten deutschen Bücher“, „Die schönsten Bücher aus aller Welt“ und „Förderpreis für junge Buchgestaltung“ prämiert.

Alle prämierten Bücher fließen in die Sammlungen unseres Museums ein. Die gelungene Verbindung von Inhalt und Form ist ebenso Wettbewerbskriterium wie die Verarbeitung der Materialien und die Herstellung der Bücher. Die Prämierungen haben einen hohen Prestigewert für Verlage, Schreibende sowie für die Buchgestalterinnen und -gestalter.

Die Stiftung wird getragen vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der Deutschen Nationalbibliothek, der Stadt Frankfurt am Main und der Stadt Leipzig. Gefördert wird sie unter anderem von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und dem Land Hessen.

Bibliothek des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels

Die Bibliothek des Börsenvereins umfasst gedruckte und ungedruckte (zum Beispiel handschriftliche) Materialien zum deutschen Buchhandel und Verlagswesen in Geschichte und Gegenwart. Den Schwerpunkt dieser Bestände bildet heute die Literatur zur Geschichte des Buchwesens. Zusammen mit dem historischen Archiv bilden die Bibliotheken des Leipziger und Frankfurter Börsenvereins eine der wichtigsten Spezialsammlungen in Deutschland.

Besondere Bestände

  • Messkataloge des 16. bis 19. Jahrhunderts aus Frankfurt am Main und Leipzig
  • rund 27.000 Antiquariats- und Auktionskataloge vorwiegend aus der Nachkriegszeit
  • Schreibmeisterbücher des 16. bis 19. Jahrhunderts
  • Druckschriftenproben des 17. bis 19. Jahrhunderts
  • Formatbücher und Korrekturanleitungen des 17. bis 18. Jahrhunderts, Fachbücher zum Buchdruck des 17. bis 19. Jahrhunderts
  • Fachadressbücher, zum Beispiel das „Adressbuch des deutschen Buchhandels“ und das Verbandsorgan „Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel“ – seit 1834 vollständig vorhanden
  • Autografen, Porträts, Plakate und buchhändlerische Geschäftsrundschreiben
  • Indices (Verzeichnisse) verbotener Bücher vom 16. bis 19. Jahrhundert
  • Biografien von Verlegerinnen und Verlegern, von Buchhändlerinnen und Buchhändlern
  • 100 Fachzeitschriften sowie andere Periodika

Die Anfänge der Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig gehen bis in die 1840er Jahre zurück. 1844 bot der Verein der Buchhändler zu Leipzig dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler an, seine Fachbibliothek zu übernehmen. Dieser Bestand enthielt neben zahlreichen Zeitschriften auch wissenschaftlich bedeutsame Archivalien, so zum Beispiel das Kummersche Archiv.

Mit der Ernennung des Leipziger Buchhändlers und Antiquars Albrecht Kirchhoff zum ersten Bibliothekar begann 1861 der systematische Ausbau der Bibliothek, die Entwicklung eines Klassifikationssystems und die Schaffung von Bibliothekskatalogen. 1875 stiftete Albrecht Kirchhoff zum fünfzigjährigen Jubiläum des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler seine buchgeschichtliche Privatsammlung. Zu dieser gehörten 1.000 Werke, darunter Handschriften, Inkunabeln und Drucke berühmter Offizinen (Buchdruckereien) vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Auch seltene Verlagskataloge, grafische Porträts und handschriftliche Archivalien enthielt dieser Bestand.

Seit 1888 war die Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler im neu erbauten Buchhändlerhaus untergebracht. Hinzu kam 1909 das „Deutsche Buchhandelsarchiv“ insbesondere für die Sammlung des ungedruckten Materials, zum Beispiel handschriftliche Notizen zur Wirtschaftsgeschichte des Buchhandels. Bei der Zerstörung des Buchhändlerhauses im Dezember 1943 wurden Dreiviertel des buchhistorischen Bestands der Bibliothek vernichtet. Die erhaltenen Teile des Aktenarchivs des Börsenvereins bewahrt das Sächsische Staatsarchiv Leipzig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zur Gründung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels mit Sitz in Frankfurt am Main. Dort begann 1953 der systematische Neuaufbau einer buchhändlerischen Fachbibliothek.

1959 übernahm die Deutsche Bücherei Leipzig die erhaltenen Teile der Sammlungen des Leipziger Börsenvereins, darunter einen geschlossenen Buchbestand von etwa 19.000 Titeln. Die schriftlichen und bildlichen Quellen, die nicht zur Bibliothek im engeren Sinne zählen, befinden sich in der Sammlung Archivalien und Dokumente zur Buchgeschichte und in der Grafischen Sammlung.

Der Börsenverein Frankfurt am Main übergab 2012 der Deutschen Nationalbibliothek anlässlich ihres 100. Gründungsjubiläums die Bestände seiner Bibliothek und seines Historischen Archivs.

Kontakt Archiv

Kontakt Buchbestand

Letzte Änderung: 28.10.2021
Kurz-URL: https://www.dnb.de/dbsmbuchsammlungen

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