Ausschreibung DH-Stipendien
Ausschreibung DH-Stipendien 2024
(Die Ausschreibung ist bereits abgelaufen.)
Die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) als eine der großen Gedächtnisinstitutionen Deutschlands bietet ihre Datenbestände und digitalen Sammlungen für Wissenschaft und Forschung sowie für experimentelles und kreatives Arbeiten im Rahmen des rechtlich und technisch Möglichen an. Auch in diesem Jahr schreiben wir DH-Stipendien aus, die der Erforschung unserer frei zugänglichen Metadaten und Bestände mit Methoden des Text- und Data-Minings dienen sollen. Sie umfassen neben einem ständig wachsenden Bestand an Titel- und Normdaten zum Beispiel 2,6 Millionen frei zugängliche Werke und 2,7 Millionen digitalisierte Inhaltverzeichnisse von Büchern. Die Ausschreibung richtet sich dabei vor allem an junge Forscher*innen aller Fachgebiete, die sich bereits mit Methoden und Instrumenten der Digital Humanities beschäftigt und praktische Erfahrungen auf dem Gebiet gesammelt haben.
Die Ausschreibung 2024 fokussiert die Katalogdaten der DNB mit über 27 Millionen Datensätzen. Diese repräsentieren die literarische, wissenschaftliche und musikalische Produktion Deutschlands seit 1913 umfassend und laden geradezu dazu ein, sie mit Methoden des Text- und Data-Minings zu erforschen. Die DNB sammelt alles, was seit ihrer Gründung in Deutschland oder was im Ausland über Deutschland oder auf Deutsch veröffentlicht wird. Ob gedruckt oder digital, ob in einem Verlag oder privat publiziert: Wir sammeln alles! Auch Notenausgaben und Musikwerke zählen dazu.
Von besonderem Interesse für das Stipendium sind Analysen, die inhaltliche, zeitliche oder räumliche Aspekte und Strukturen der Publikationslandschaft seit 1913 untersuchen. Dabei können sich die Forschungsfragen beispielsweise auf thematische Schwerpunkte im gesamten Datenkorpus, auf einzelne Fach- und Sachgebiete, geografische Räume und Publikationstypen konzentrieren oder Publikationsprofile ausgewählter Verlage erstellen und definierte Zeitabschnitte unter die Lupe nehmen. Auch sind Erweiterungen des Korpus um Daten der Gemeinsamen Normdatei (GND) vorstellbar, um soziale Dimensionen der Publikationslandschaft wie z. B. Geschlecht, Alter oder Herkunft von Autor*innen zu untersuchen oder Netzwerkanalysen durchzuführen. Vieles ist möglich – wir sind gespannt darauf, welche Forschungsfragen die Bewerber*innen an das Datenkorpus richten wollen.
Projektideen
Darüber hinaus laden wir in diesem Jahr dazu ein, eine dieser aus der DNB entstandenen Projektidee aufzugreifen:
Kanadisch-deutscher Kulturkontakt. Transatlantische Beziehungen und Perspektiven
Die Beziehungen zwischen zwei Ländern sind von historischen Kontexten geprägt. In diesem DH-Stipendium soll die deutsche Sichtweise auf Kanada in den Publikationen ab 1913 untersucht werden. Wie viele Medienwerke wurden dazu produziert und was sind die thematischen Schwerpunkte, die sich über die Zeit hinweg verändern? Wie wird die Migration dorthin bewertet?
Cataloguing the Canon – Publikationskonjunkturen im Katalog der DNB sichtbar machen
Welche Informationen lassen sich aus dem Katalog der DNB zu Publikationskonjunkturen ziehen? Abfragen an Bestand und Normdaten sollen Aufschluss über Kanonisierungstendenzen geben. Mögliche Fragen sind unter anderem: Welche Personen oder Schlagworte werden in den Geisteswissenschaften/je Sachgebiet am häufigsten vergeben? Welche Schlagwortketten kommen am häufigsten vor? Welche Informationen liefert die Verknüpfung von Sachgruppe/Schlagwort/Person?
Krisendiskurse im Wandel der Zeit
Im Zentrum der Analyse sollen die Diskurse über gesellschaftliche Krisen im historischen Verlauf analysiert werden. Welche Krisen wurden wann behandelt und wie häufig thematisiert? Welche Publikationsformen (Sachbuch, Forschungsarbeiten) werden für die Krisendarstellung gewählt? Zu welchen Zeiten wurde besonders intensiv über gesellschaftliche Krisen publiziert?
Schließung von Provenienzlücken aus dem Titeldatenbestand
Die originalen DNB-Zugangsbücher der Jahre 1941, 1942 und 1943 wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört, wichtige Provenienzinformationen gingen verloren. Um dennoch Verdachtsfälle für Raubgut identifizieren zu können, sind automatisierte Verfahren vielversprechend. Ziel des Projekts ist die Erstellung eines Korpus von Titeldaten, bei denen das Veröffentlichungsdatum deutlich vom Zugangsdatum abweicht und bei denen daher anzunehmen ist, dass die Werke nicht aus der Pflichtablieferung, sondern aus anderen Herkunftsquellen stammen. In einem zweiten Schritt sollen Analysen der Verlagsorte und Autor*innen die Suche weiter eingrenzen.
Grundgesetz-Konjunkturen
Im Mai 1949 wurde das Grundgesetz verabschiedet. 1948 begannen die Vorarbeiten dazu. Viele politische Ideen der Verfassungen von 1848 und 1919 fanden in ihr Berücksichtigung. In den letzten 75 Jahren sind zahlreiche Publikationen des Grundgesetzes, zu seiner Entstehung, Rezeption und Fachbücher zu all seinen Inhalten erschienen. Aus diesem Wissensspeicher lassen sich zahlreiche Erkenntnisse zu den Diskursen etwa der Freiheitsrechte ableiten. Von der Frage, welche Themen sich zu Jahrestagen niederschlagen, über relevante Biograf*innen der Verfassung bis hin zu Analysen, etwa wie sich Themen wie Frauenrechte, Kinderrechte, Tierschutz, Asyl und Umwelt usw. in der Verfassungsdiskussion niederschlagen.
Wir bieten
- einen monatlichen Zuschuss zum Lebensunterhalt in Höhe von 1.250 EUR für Projekte mit einer Dauer von bis zu sechs Monaten
- Unterstützung beim Zugang zu unseren freien Daten und Objekten
- die Begleitung der Projekte durch Projektpat*innen aus der DNB
- Unterstützung bei der Sichtbarmachung und Verbreitung der erzielten Forschungsergebnisse z. B. über die Webseite und Netzwerke der DNB
- Vernetzung und Austausch der Stipendiat*innen untereinander und mit anderen Datenexpert*innen
- die Erstattung von Reisekosten für bis zu drei Besuche der DNB
Wir erwarten
- einen Abschlussbericht zum Ende des Stipendiums, in dem der Forschungsprozess beschrieben sowie die angewandten Methoden und Forschungsergebnisse bilanziert werden
- dass die Forschungsergebnisse breit kommuniziert und der Öffentlichkeit möglichst frei zur Verfügung gestellt werden
- eine (DNB-)interne Abschlusspräsentation des Projektes und der Ergebnisse
Wir setzen voraus, dass die Bewerber*in
- über einen ersten wissenschaftlichen Abschluss verfügt (vergleichbar Bachelor oder Master)
- keine Förderung von anderer Seite zum eingereichten Vorhaben beantragt hat oder bereits bezieht und
- die Zeit während des Stipendiums überwiegend dem Forschungsvorhaben widmet
- während der Dauer des Stipendiums verlässlich erreichbar ist und an regelmäßigen Austauschterminen über die Fortschritte berichtet
Im Rahmen des Stipendienprogramms stehen unsere frei zugänglichen Daten und Objekte zur Verfügung. Die Arbeit mit urheberrechtlich geschützten Daten ist im Rahmen unseres DH-Calls möglich. Mehr Informationen zu Zugriffsbeschränkungen finden Sie hier: Zugriff auf digitale Sammlungen.
Letzte Änderung:
15.10.2024
Kurz-URL:
https://www.dnb.de/dhstipendiencfp
Kontakt:
DH-Stipendien@dnb.de