Massenentsäuerung
Die Sammlung der Deutschen Nationalbibliothek ist durch ein Schadensbild besonders gefährdet: die beschleunigte Alterung der Cellulose, dem Grundbaustein von Papier, unter Einfluss von Säure. Die Papiere aus den Zeiträumen von etwa 1850 bis 1990 sind herstellungsbedingt unterschiedlich stark von diesem Phänomen betroffen. Schäden wie Brüchigkeit oder Vergilbung kommen deshalb in verschiedenen Intensitäten vor.
Seit 1994 lassen wir unsere Bestände daher entsäuern. Im Verfahren der sogenannten Massenentsäuerung wird die Säure im Papier neutralisiert und eine alkalische Reserve eingebracht. Jedes Jahr werden so mehrere Tonnen an Bibliotheksgut durch einen Dienstleister entsäuert, begleitet durch interne Qualitätskontrollen.
Im Projekt „Nachhaltigkeit der Massenentsäuerung von Bibliotheksgut" haben wir auf der Basis naturwissenschaftlicher Untersuchungen die Nachhaltigkeit der Massenentsäuerung evaluiert. Grundlage bildeten die Bestände der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig und der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, die zwischen 1994 und 2006 sowie 1998 und 2006 entsäuert wurden. Die chemischen Analysen führte das Department für Chemie der Universität für Bodenkultur Wien durch. Neben dem pH-Wert und der alkalischen Reserve wurde mithilfe einer künstlichen Alterung das Langzeitverhalten der entsäuerten Papiere untersucht. Ein wichtiges Ergebnis war, dass der Effekt der Entsäuerung umso stärker ausfällt, je geringer die Schädigung zu Beginn der Behandlung ist. Im Idealfall lässt sich der Abbau des Papiers durch die Entsäuerung in etwa um den Faktor drei verlangsamen – ganz aufzuhalten ist er allerdings nicht.
Kurz-URL:
https://www.dnb.de/erhalten