Frag nach! – Das Projekt
Frag nach! Digitale interaktive Interviews mit Inge Auerbacher und Kurt S. Maier
Digitale interaktive Interviews mit Zeitzeug*innen
Seit mehr als 70 Jahren teilen Überlebende der Shoah ihre Erfahrungen mit Menschen auf der ganzen Welt und vermitteln dabei wichtige Erkenntnisse, die unser Verständnis von Geschichte prägen. Was aber passiert, wenn es keine Zeitzeug*innen mehr gibt, die von Shoah und Exil erzählen können? Wie wird sich unser Erinnern verändern?
Das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek möchte die wichtige Situation des Befragens sichern und hat erarbeitet gemeinsam mit der USC Shoah Foundation - The Institute for Visual History and Education zwei interaktive Zeitzeug*innen-Interviews erarbeitet.
Das Projekt „Aus der Vergangenheit lernen für die Gegenwart – Interaktive Interviews mit Zeitzeug*innen des historischen Exils“
Die interaktiven Zeitzeugnisse sind Teil des Projekts „Aus der Vergangenheit lernen für die Gegenwart – Interaktive Interviews mit Zeitzeug*innen des historischen Exils“. Im Rahmen des Projekts werden wurden die Zeitzeugin Inge Auerbacher und der Zeitzeuge Kurt S. Maier unter anderem zwei interaktive Interviews zu den Erfahrungen antisemitischer Verfolgung sowie des Exils nach 1933 erstellt.
Die interaktiven Zeitzeugnisse sind Teil des Dimensions in Testimony Programmes der USC Shoah Foundation und wurden mit dem Ziel entwickelt, dass die Geschichten der Zeitzeug*innen der Shoah auch künftige Generationen erreichen. Mit eigens dafür aufgezeichneten Interviews ermöglicht Dimensions in Testimony mit Zeitzeug*innen in eine Frage-Antwort-Interaktion zu treten. Diese Interaktivität ist ein integraler Bestandteil der Erfahrung von Dimensions in TestimonySM, denn die Aussage der Zeitzeug*innen wird erst dann aktiviert, wenn zuvor eine Frage gestellt wurde. Dimensions in Testimony ist das weltweit erste Projekt dieser Art.
Die digitalen Zeitzeugnisse von Kurt S. Maier und Inge Auerbacher sind seit September 2023 in der Ausstellung „Frag nach! Digitale interaktive Interviews mit Inge Auerbacher und Kurt S. Maier“ im Ausstellungsbereich des Deutschen Exilarchivs 1933-1945 in Frankfurt am Main zu sehen.
In einem zweiten Schritt baut das Projekt bis Ende 2024 den Anschluss an die bestehende Dauerausstellung „Exil. Erfahrung und Zeugnis“ weiter aus. Im Zusammenspiel der beiden Ausstellungen und in begleitenden Bildungsangeboten erfahren Besucher*innen mehr über Nationalsozialismus und Exil, über Themen wie Rassismus, Antisemitismus und den Verlust demokratischer Werte. Sie werden zum Nachdenken, Diskutieren und sich Positionieren angeregt und in die Lage versetzt, die genannten Themen als konkrete, historische und zugleich gegenwärtige Bedrohung zu begreifen.
Produktion der digitalen interaktiven Zeitzeugnisse
Für die interaktiven Interviews ist ein Team des Exilarchivs an die heutigen Wohnorte von Kurt S. Maier und Inge Auerbacher gereist. Die Aufzeichnungen fanden dort in speziell ausgestatteten Studios statt.
Das Interview für das interaktive Zeitzeugnis von Kurt S. Maier wurde im Juli 2021 in Washington D.C., das Interview von Inge Auerbacher im Oktober 2022 in einem New Yorker Studio aufgezeichnet. Dr. Sylvia Asmus, die Leiterin des Exilarchivs, führte die Interviews und stellte Kurt S. Maier und Inge Auerbacher über 900 Fragen zu ihrer Lebensgeschichte, zu ihren Erfahrungen während der Shoah und zu ihrer Perspektive auf gegenwärtige Fragen. Jedes Interview dauerte fünf Tage.
Foto: DNB, Josephine Ellermeyer
Zwischen April und Oktober 2022 fand in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main und in Leipzig der sogenannte Beta-Test des interaktiven Zeitzeugnisses von Kurt S. Maier statt. In dieser Phase der Postproduktion konnten Gruppen erstmals Fragen an das interaktive Zeitzeugnis richten. Damit wurde das System trainiert, mit dem es möglich ist, in einen Dialog mit den interaktiven Zeitzeugnissen zu treten. Zahlreiche Interessierte Mehr als 80 Referenzgruppen haben an den Beta-Tests teilgenommen und durch ihre Fragen an der Verbesserung des Systems mitgewirkt. Für das interaktive Interview von Inge Auerbacher läuft diese Beta-Testphase noch bis Frühjahr 2024.
Darüber hinaus tourt das Exilarchiv mit den interaktiven Zeitzeugnissen durch verschiedene Regionen Deutschlands. Ziel ist es, dieses innovative Angebot auch außerhalb Frankfurts bekannt zu machen.
Erfahren Sie mehr dazu in unseren unserem Blog.
Der Zeitzeuge Kurt S. Maier
Kurt S. Maier wurde 1930 in Kippenheim geboren und floh mit seiner Familie als 11-Jähriger in die USA. Teil seiner Lebensgeschichte ist nicht nur die Erfahrung des Exils, sondern auch die Zwangsdeportation der badischen Jüd*innen in das französische Lager Gurs im Herbst 1940. Sein Splittervorlass wird im Deutschen Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek aufbewahrt.
Foto: DNB, Theresia Biehl
Die Zeitzeugin Inge Auerbacher
Foto: USC Shoah Foundation
Inge Auerbacher wurde am 31. Dezember 1934 in Kippenheim (Baden) geboren. Am 22. August 1942 wurde Inge zusammen mit ihren Eltern nach Theresienstadt deportiert. Die Familie blieb dort inhaftiert bis zur Befreiung durch die Rote Armee am 8. Mai 1945. Nach einem kurzen Aufenthalt in einem Lager in Stuttgart kehrte die Familie Auerbacher zunächst in die badische Heimat zurück, fühlte sich in der deutschen Nachkriegsgesellschaft jedoch nicht mehr heimisch. Im Mai 1946 emigrierte die Familie in die USA.
Kooperationspartnerin
Die USC Shoah Foundation ermöglicht Menschen, mit Überlebenden des Holocaust und anderer Genozide in eine Frage-Antwort-Interaktion zu treten. Dazu werden Antworten aus zuvor aufgenommenen Videointerviews aktiviert, sobald Fragen gestellt werden. Das innovative Projekt integriert hochentwickelte Video- und Displaytechniken mit zukunftsweisenden Spracherkennungstechnologien. Museumsbesucher*innen, Schüler*innen und andere Interessierte haben heute und in ferner Zukunft die Möglichkeit, in einen interaktiven Dialog mit Zeitzeug*innen zu treten und so von denen zu lernen, die die historischen Ereignisse selbst miterlebt haben.
Im Rahmen von Dimensions in TestimonySM kooperieren die USC Shoah Foundation und das Illinois Holocaust Museum and Education Center unter Verwendung von Technologien des USC Institute for Creative Technologies auf der Grundlage eines Konzepts von Conscience Display. Finanziert wurde Dimensions in TestimonySM zum Teil von der Pears Foundation, der Louis. F. Smith, Melinda Goldrich and Andrea Clayton/Goldrich Family Foundation zu Ehren von Jona Goldrich und dem Illinois Holocaust Museum and Education Center. Weitere Partnerinstitution ist das CANDLES Holocaust Museum and Education Center und das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek.
Gefördert durch:
Informationen und Kontakt
exilarchiv@dnb.de oder +49 69 1525 1987
Letzte Änderung:
04.04.2024
Kurz-URL:
https://www.dnb.de/zeitzeugnisinteraktiv