Beethoven 2020/2030: Musik im Digitalen Heute und Morgen
2020 ist Beethoven Jahr: Beethoven ist in aller Munde, in Wissenschaft und Medien, Konzertwesen und Tonträgerindustrie. Sein 250. Geburtstag bietet vielfältigen Anlass, zurückzuschauen.
Die Fachveranstaltung „Beethoven 2020/2030. Musik im digitalen heute und morgen“ von europäischen Nationalbibliotheken nimmt jedoch das Jubiläum als Gelegenheit, nach vorne zu schauen.
Was wäre, wenn Beethoven heute agieren würde? Wenn Beethoven 2020 Musik schreiben, performen, einspielen und veröffentlichen würde? Wie würde er veröffentlichen? Und wo? Wie würde er Musik angesichts des neuen digitalen Bearbeitungsrechts bearbeiten? Oder würde er es ganz drangeben? Wie würde er zur Auseinandersetzung mit alter und neuer Musik Dritter digitale Archive, aber auch Veröffentlichungsforen im Internet von YouTube bis SoundCloud nutzen? Und wie könnten seine digitalen Aktivitäten von öffentlichen Kulturerbeeinrichtungen gesammelt, von Wissenschaftler*innen erforscht und Musikinteressierten in der Zukunft als Kulturerbe zur Verfügung gestellt und nachgenutzt werden?
Über diese Fragen diskutierten Vertreter*innen europäischer Nationalbibliotheken am 22. Oktober 2020 von 11–13 Uhr:
Claude Conter und Françoise Molitor (Luxemburg)
Frédéric Döhl (Deutschland)
Janet Topp Fargion (UK)
Günther Giovannoni (Schweiz)
Richard Gjems (Norwegen)
Tonny Skovgård Jensen (Dänemark)
Ruprecht Langer (Deutschland)
Katre Riisalu (Estland)
Wegen der Covid-19-Pandemie fand die Diskussion virtuell als Videokonferenz statt und wurde live ins Internet gestreamt.
Aufzeichnung der Veranstaltung
Bei dem Fachaustausch der Expert*innen aus europäischen Gedächtnisinstitutionen geht es vor dem Hintergrund jetziger Herausforderungen im digitalen Raum mit Musik um einen Blick nach vorn: von der datengetriebenen Forschung der Digital Humanities bzw. Produktion im Kontext künstlicher Intelligenz bis hin zur Sammlung von Netzpublikationen und Webarchivierung.
Es handelt sich um grenzüberschreitende Themen, die von verschiedenen Faktoren maßgeblich beeinflusst werden: vom europäischen Rechtsrahmen (InfoSoc-RL, DSM-RL), vom laufenden Aufbau europäischer Netzwerke in der Forschung (wie die European Open Science Cloud) und Gedächtnisinstitutionen (wie Europeana) sowie von der Europäisierung des Alltags von Musiker*innen in Folge von Internet und Billigfliegern seit 2000.
Sie sind herzlich eingeladen, diesen fachlichen Austausch zu verfolgen, um einen Eindruck davon zu gewinnen, welche Herausforderungen, aber auch Chancen die Digitalisierung für die Arbeit der Kulturerbeeinrichtungen im Bereich der Musik mit sich bringt. Im Fokus steht dabei der Austausch über folgende Themen:
- Möglichkeiten grenzüberschreitender europäischer Kooperation
- Sammelbarkeit von Musik, die zum Teil ausschließlich auf Streamingplattformen oder in Sozialen Medien veröffentlicht wird
- Webharvesting von Künstler*innen-Websites/Veröffentlichungen im „Selbstverlag“ etc.
- Langzeitarchivierung und -nachnutzbarkeit von digitaler Musik
- Pflichtexemplarregelungen für den digitalen Raum
- Begriff des digitalen Kulturerbes
- Nutzbarkeit von Text und Data Mining für die Weiterentwicklung gedächtnisinstitutioneller Servicedienstleistungen
- Metadatenstandards und Erschließungstiefe
Die Wahl auf Beethoven als Aufhänger für einen solchen Fachaustausch ist kein Zufall. Für die Musikwissenschaft ist Beethoven als Forschungsgegenstand seit vielen Jahren ein zentrales Experimentierfeld für Lösungen in Bereichen wie digitaler Erschließung und Edition, Kulturvermittlung und Text und Data Mining. Beethoven ist daher ein naheliegender Einstieg auf der Suche nach Antworten und Expertise.
Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Letzte Änderung:
02.11.2020